Bevor ich mit meiner Kritik beginne: C:SL ist ein Spiel, was ich sehr gern spiele und modifiziere. Aber es ist eben nicht perfekt.
Es kommt mir oft so vor, als wäre Cities: Skylines für Heranwachsende (6-12 Jahre) gemacht worden. Alles ist bunt und spielerisch verpackt, dazu noch stark vereinfacht.
Die Intention dahinter verstehe ich nicht so wirklich. Als Kind habe ich liebend gern die alten SimCity-Teile gespielt, gerade weil sich diese Spiele so ernst/erwachsen/realistisch angefühlt haben. Erwachsene werden durch das Spieldesign von C:SL eher abgeschreckt.
Grafisch ist Cities: Skylines enttäuschend, wenn man keine Mods nutzt. Das fängt bei den zu starken Schatten an, dann diesem grausigen gelben Farbton, der sich über alles legt. Weiter geht es bei den Gebäudemodellen und Props: Zum Teil sehen diese sehr stimmig und realistisch aus, andere sehen aus wie aus einem mittelmäßigen Sci-Fi-Film, wieder andere sehen aus wie aus einem Disney-Film. Vor allem die Farben sind oft viel zu knallig. Selbiges gilt für die Vegetation. Es erinnert mich alles an schlechte 3D-Spiele vom Anfang der 2000er.
Verstärkt wird das Problem dadurch, dass die Entwickler unzählige Architekturstile zusammengewürfelt haben, anstatt sich auf einige wenige festzulegen, wie in SimCity 4.
Damit hätte man mit wenig Aufwand ein realistisches Stadtbild erzeugen können.
Grafik ist eine Sache, aber auch spielerisch lässt C:SL zu wünschen übrig: es fehlen Herausforderungen. Vielfach muss man einfach nur ein Gebäude platzieren und dann nie wieder etwas machen. Viele Dinge sind fühlen sich total bedeutungslos an, weil man kein Feedback vom Spiel bekommt. Ab einem gewissen Punkt geht es nur noch darum, neue Zonen anzulegen und Verkehrsprobleme zu lösen. Verkehr ist das einzige Element des Spiels, wo wirklich Denkarbeit nötig ist.
Geld ist wenige Minuten nach Spielstart quasi unendlich vorhanden, von so etwas wie Balancing haben die Entwickler anscheinend noch nie etwas gehört. In den meisten Fällen kann man einfach warten, bis genug Geld vorhanden ist, denn das Spiel pendelt sich, wenn man ein wenig Verstand hat, immer im grünen Bereich ein.
Die ganzen typischen "modernen" Spiel-Elemente passen für mich auch nicht so wirklich ins Bild: Achievements, Meilensteine, Chirper? Wer braucht das? Das ganze wirkt für mich so aufgesetzt. Dazu passen auch die DLCs, die immer mit Eye-Candy werben.
Ich wünsche mir oft ein Städtebauspiel, was mehr Elemente von den alten SimCity-Teilen übernimmt, aber mit einer modernen Engine. Von mir aus soll dieses Spiel wirklich nur die elementaren Features bereitstellen, wenn sie wirklich gut durchdacht sind und es so in jeder Spielphase neue Herausforderungen gibt. Dabei muss nicht alles ultrarealistisch sein, aber zumindest ausbalanciert und mit klar definierten Effekten.
In SimCity 4 hatte ich immer das Gefühl, eine Herausforderung zu haben. High-Tech-Industrie musste man sich erst verdienen. Höherer Wohlstand führte zu mehr Individualverkehr. Für die Freischaltung von Gebäuden musste man stimmige Ziele erfüllen (x Jobs in diesem Sektor). Man hätte auch sehr viele Möglichkeiten, in die Finanzen der Stadt einzugreifen, und das war auch nötig, denn im schwierigen Modus hatte man oft Geldprobleme. Und das wichtigste: Gutes Feedback. Zum einen gab es da die nervigen Berater, zum anderen unzählige Diagramme und Overlays, dazu noch audiovisuelles Feedback in der Stadt (Autounfälle, Demos, heruntergekommene Häuser). Da hat man sich wirklich als Bürgermeister gefühlt.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, ob ich nicht anstelle des Moddings zusammen mit Gleichgesinnten eine eigene Städtebausimulation entwickeln sollte. Minimalistisch, aber dafür ohne grundsätzliche Designfehler, sodass das ganze als gute Basis für Modder und offizielle Erweiterungen dienen kann.
Was ist eure Meinung?