Ich versuche mal ein paar Antworten auf deinen Text zu geben. Denn ich habe die Entwicklung von Kingdom come Deliverance seit der Alpha mitverfolgt. Ich will da beileibe nix beschönigen. Schließlich hast du lediglich Kritik geäußert und das ist dein gutes Recht.
Aber gibs ruhig zu, wir sind als gamer verwöhnt von anderen Spielen. (Ich bin ja auch ein Fan von Assassins Creed) Da ist alles so schön komfortabel. Bei KcD ist aber genau das Gegenteil die Spielidee. Das Mittelalter war ne verdammt harte Zeit. Und das soll man spüren, der gamer SOLL schwitzen, um weiterzukommen. Kein Quicksave und andere Komfortfunktionen. Man wollte ein Mittelaltergame mit Realismusbezug. Das war die Grundidee - und das unterscheidet Kingdom come Deliverance von anderen Spielen.
Trinkanimation - da muss ich dir beipflichten.
Wäre schön gewesen, fürs Blumenpflücken gibts schließlich auch jedesmal ne first person animation.
Berittene NPC - ein immer wiederkehrendes Thema, weils die glaub ich vereinzelt in der Betaversion gab. Aber ich schrieb ja schonmal dazu ... dass ich dieses feature persönlich nicht vermisse. Gerade am Anfang, wenn Heinrich noch keinerlei Werte hat, wäre ein Treffen mit berittenem Gegner ein Game Over. Ich finde das sehr durchdacht.
Bogenschießen ohne Zielhilfe - Wir erinnern uns, das Spiel hat den Anspruch realistisch sein zu wollen.
Stadtleben gibt es in Rattay. In regelmäßigen Abständen gibt es "Events" auf dem Marktplatz. Ich habe gesehen: Wahrsagerin, Ablassprediger, Henker, etc. Falls du jedoch auf die Bevölkerungsdichte anspielst ... tja, keine Ahnung wieviel Einwohner Rattay im 14. Jh. hatte. Damals waren die Städte nicht besonders dicht besiedelt. Auch heute ist Rattay noch ein vergleichsweise kleines "Kaff".
Schwimmen? Warum sollte Heinrich das können? Im Mittelalter konnte das kaum einer. Aber nehmen wir ruhig mal an, er könnte es lernen. Wozu soll das gut sein? Weils für den ungeduldigen gamer leichter wäre abzukürzen? Ich habe genug letsplays gesehen, in denen die Spieler wie toll die Luftlinie nehmen und in Bäche und von Klippen stürzen oder sich in ihrer blinden Hast in Büschen verfransen. Aber sie lernen es nicht, tun es immer wieder. Deshalb finde ich es sowas von gut und richtig, dass es diese Wasserbarrieren und Büsche mit Kollision gibt.
Mehr Räubernester? Da kann man geteilter Meinung sein. Ich fänds schon gut, wenn Überfälle zufallsgeneriert wären und nicht stets mit den gleichen Leuten an der gleichen Stelle wären.
Skalitz wird nicht wieder aufgebaut, weil der Ort auch in Wirklichkeit nie wieder aufgebaut wurde. Wir erinnern uns: Realismusanspruch.
From the Ashes DLC - ja, da sind wir wohl nicht die einzigen, die damit nicht ganz glücklich geworden sind. Ich glaube beinahe, das haben die Macher mal flugs "aus dem Hut gezaubert", weils so nicht geplant war aber viele nach Housing genörgelt haben. Denn irgendwie passt es nicht zum Storyverlauf, dass Heinrich dort seßhaft wird (finde ich). Das Gute ist, man muss das DLC nicht unbedingt spielen. Liegt an jedem selbst. Genau wie mit dem Groschenhorten. Zwingt einen ja keiner dazu zwanghaft Kohle zu bunkern. Dass sich einige Spieler trotz Handlungsfreiheit nicht zurück halten können, sehe ich daran, dass die Traglasten von Pferd und Reiter limitiert wurden.
Das Ordnungssystem in den Truhen - davon kann man halten, was man will. Aber wenn ich mir den Storyverlauf ansehe ... Heinrich ist ein Abenteurer, immer unterwegs. Die meisten dieser Leute hatten im Mittelalter nur 2 Garnituren: Sonntag und Alltag. Thats all. So kommt man eigentlich auch im Spiel halbwegs zurecht. Wenn man jedoch eine Gemischtwarenhandlung aufmacht, verbringt man eventuell mehr Zeit mit suchen als mit spielen. Jetzt kann man nach mehr Komfort schreien. Aber den gabs im Mittelalter nicht. Ein Reisender hatte keine Möbel. Klar, wenn ich von anderen Spielen nach KcD komme, tue ich mir auch hart. Aber genau das isses. KcD WILL anders sein.
Versteh mich nicht falsch. Ich mag deine Texte und auch die berechtigte Kritik. Aber ich verstehe dein hartes Urteil nicht. Natürlich könnte man noch einiges verbessern. Aber gibt es das nicht immer? Welcher Spielemacher macht ein Jahr nach dem release noch so umfassende Produktpflege wie in KcD? Ich finde es erstaunlich, dass ein Spiel lange nachdem der Hype vorbei ist, noch so intensiv betreut wird.
Die Informationspolitik finde ich im Gegensatz zum Spiel selbst, alles andere als vorbildlich. Ich darf mal wieder rätselraten, was als nächstes kommt. Lediglich der Storyverlauf und der Epilog von KcD lassen mich darauf schließen, dass ein eventueller Nachfolger ganz woanders spielt - also andere Map. Zum Schluß bitte ich dich nur noch: Urteile nicht zu hart mit diesem Spiel. Denn ich hoffe, dass wir beide uns bei einem eventuellen Nachfolger von Kingdom come Deliverance genauso köstlich in unseren Texten unterhalten werden. Ich bleibe dir gewogen.