Geschichtliche Ergüsse als Beiwerk zu Imperator Rome

  • Ein kleiner Einblick in die Anfangsphase der damals noch nicht ganz so ewigen Stadt Rom (für alle, die den Text per Copy&Paste für ihre Doktorarbeit nutzen wollen: Keine Garantie auf Richtigkeit).


    Gründung Roms:
    7 5 3, Rom schlüpft aus dem Ei. Laut Titus Livius genaugenommen übrigens am 21. April. Ob der römische Geschichtsschreiber damit das Release-Datum von Imperator Rome 2771 Jahre später festgelegt hat?


    Der Sage nach wurde Alba Longa, die Mutterstadt Roms, von Aeneas‘ Sohn Iulus gegründet. Der Held Aeneas ist beim Kampf der Griechen um Troia aus der Stadt geflohen.

    Von Silvius, einem anderen Sohn von Aeneas, stammen wiederum in einer langen Linie Romulus und Remus ab. Ihr Vater war der Kriegsgott Mars.

    Da die Mutter aber die Tochter des Königs von Alba Longa war, der von ihrem Bruder der Krone erleichtert wurde und so viel Selbstzweifel hatte, dass er fürchtete, Romulus und Remus würden ihn später den Königsthron streitig machen, verwehrte er den beiden den Kitaplatz (moderne Fassung des Mythos [Blockierte Grafik: https://www.strategie-zone.de/forum/images/smilies/strategie_zone%20(2).gif]) und so saßen sie allein am Tiber und drehten Däumchen (später haben sich gegenseitig die Gurgel umgedreht…), ehe sie eine Wölfin aufnahm und später ein Hirte namens Faustulus sie frechzog.

    Zusammen verhalfen sie ihrem Opa (ich schrieb doch, ihre Mutter war Tochter des Königs, dem der Titel geraubt wurde – bitte mitdenken!) wieder zurück auf den Thron. Dafür und sicher auch, weil sie in ihrer Kindheit keine Playmobil-Burgen bauen konnten, durften Romulus und Remus dafür am Fuße des Palatin eine Stadt gründen - an der Stelle, an der sie einst vom Hirten Faustulus gefunden wurden.

    Wie Brüder so sind, neckte Remus den Romulus für seine mickrige Mauer und sprang drüber. Romulus haute dann aus Wut ein wenig zu fest zu und schon war er alleiniger Herrscher über die Stadt Rom.



    Lässt man den Mythos weg, war Rom einfach im Machtbereich der 12 Städte der Etrusker, die alle von einem König regiert wurden. So kommt der Name Rom auch vom etruskischen Geschlecht der „Ruma“.

    Im 6. Jahrhundert war die Hochphase der Etrusker, ehe sie 474 v. Chr. gegen eine griechische Flotte eine schwere Niederlage erlitten. Unter anderem Rom konnte sich in der Schwächephase vom Joch der Fremdherrschaft befreien. Nun herrschte das Patriziat, das sich wohl aus dem Reiteradel unter den etruskischen Königen herausbildete, und der Plebs jubelte (vielleicht auch nicht…).

    Bemühen wir doch wieder den Mythos, musste bereits 508 v. Chr. Tarquinius als letzter König der Stadt seine Krone nehmen (vielleicht auch seinen Kopf? Wer weiß das schon).

  • Und das hier noch ein geschichtlicher Erguss von mir, der an den vom letzten Mal anschließt:


    (Alle Jahreszahlen in diesem Text v. Chr.)


    Die Quellenlage zu den Ständekämpfen in Rom ist dünn und meine Erinnerungen weisen immer mehr Lücken auf, aber ich krame in meinen Aufzeichnungen und hoffe, die Fehler dort halten sich in Grenzen...



    Der letzte König war im Hades, aber pax, gaudium, ova-libum war deswegen bei Weitem nicht. In den Ständekämpfen schloss sich das Patriziat noch enger zusammen, indem Neuankömmlinge nur noch in die Plebs eintreten konnten und die Heirat zwischen Patriziern und Plebejern verboten wurde. Zwar verfügten beide über das Bürgerrecht, aber die Patrizier besaßen Privilegien - hatten also vielleicht zumindest ova-libum, vor allem aber Kenntnisse über die Gesetze.


    Aber es heißt, die Plebs zog 494 aus auf den Mons Sacer und konnte Volkstribune durchsetzen, die sich für ihre Belange einsetzen.


    In der Mitte des 5. Jahrhunderts sollen sie dann mit einem weiteren Auszug aus der Stadt den nächsten Meilenstein erreicht haben: das Zwölftafelgesetz und damit niedergeschriebene, für alle auf dem Forum Romanum einsehbare Gesetze. Viele Bestimmungen beziehen sich da auf eine archaisch ländliche Welt, in der Nachbarschaft eine wichtige Rolle spielt. So geht es u.a. um die noch heute bekannten Konflikte um Grenzen von Ländereien.


    Und wenn einem das Land ausgeht, dann sucht man sich eben neues. 396 eroberte Rom die etruskische Stadt Veii. Das fruchtbare Gebiet wurde an römische Bürger verteilt.


    Man kann also auch sagen:

    Die Ursachen der Eroberungskriege Roms lagen nicht etwa in einem irrationalen Drang der Römer nach Expansion, sondern in der Notwendigkeit, die inneren Probleme der römischen Gesellschaft durch Ausdehnung des Herrschaftsgebiets zu lösen.



    Ihr wollt noch ein Happy End der Ständekämpfe? Das wird oft auf 367 (Leges Liciniae Sextiae) oder 287 (Lex Hortensia) datiert.


    367:

    Von den zwei Konsuln an der Spitze der res publica konnte (evtl. musste?) nun einer Plebejer sein. Aber auch über andere hohe Ämter hatte der „kleine Mann“ nun Einfluss.


    Überspitzt würde ich es aber so formulieren: Ein paar kleine Männer hatten Einfluss, bis sie keine kleinen Männer mehr waren und der Großteil der Plebs wieder genauso doof aus der Wäsche schaute wie vorher.

    Un-überspitzt: Eine neue Adelsschicht entstand aus den führenden Plebejern.



    287: Alle guten Dinge sind drei – der letzte Auszug der Plebejer.

    Er endete mit einem Gesetz, das den Ausgleich zwischen Patriziern und Plebs zum Ziel hatte.

    Die Plebiszite (also: Beschluss der Plebs) hatten nun für das gesamte römische Volk Gesetzeskraft, ohne dass der Senat noch zustimmen musste.

  • Eine Poleis auf dem Weg zur Weltmacht
    (Kinder bitte nicht nachmachen!)

    Teil 1 von 2


    Lange nach Anbeginn der Zeit, aber noch weit bevor der anthropogene Treibhauseffekt Schnee von gestern war, wanderten aus dem Norden die Dorer auf die griechische Halbinsel. Hätte es diese nicht gegeben, wären sie glatt baden gegangen. So aber sorgten sie mit Naturkatastrophen im Gepäck für das Ende der Mykenischen Hochkultur. Eine davon dürfte der Staatsbankrott gewesen sein. Bis dahin beherrschte die von Handel geprägte Stammesgemeinschaft lange vor den Phöniziern die Ägäis. Jetzt aber mussten sie ihren Platz räumen. Denn merke: Wer viel handele, der importiere viele Waffen! Ansonsten geht es einen wie den Mykenern, die sich als Ionier getarnt selbst auf das kleinasiatische Festland exportieren mussten. Ihren Heroen hinterher, die sich vor lauter Schlachten bei Troia, Ställe ausmisten oder der Jagd auf Phantasiewesen der Verteidigung entsagten.


    Da einer der Letzteren aber in seiner Heimat gerade seinen seltsamen Freizeitbeschäftigungen nachging und so das letzte Schiff verpasste, begrüßte er die Neuankömmlinge freundlich. Seine Gästezimmer reichten jedoch nicht annähernd für die Hälfte eines Bruchteils seiner dorischen Gäste aus. So gründete er voller verzweifeltem Stolz eine Stadt – Athen. Die Dorer nannten ihren edlen Gastgeber daraufhin Theseus, weil er sich selbst auch so nannte.


    In dieser ihrer Poleis war vieles anders als sonst wo auf der Welt. Der Adel, der nur deswegen Adel war, weil sein Land etwas läufiger war als das der anderen, repräsentierte nichts groß über sich hinaus. Anderswo monopolisierte dieser Stand die Schrift, somit die Verwaltung und über diese wiederum die Verteilung von Ländereien. Manche hatten gar ein Patent auf den Zugang zu den Göttern, welche den in der Landvergabe gefühlt übers Ohr gehauenen Bauern die Richtigkeit über den Betrug bescheinigten. Dieser Segen von oben war in Athen nicht präsent. Jeder wusste, dass sie ihr Leben nur als Spielfiguren des streitenden Göttermops fristeten.


    Aber während dieser Frist mussten sie sich wehren. Gegen Perser aus dem Osten, gegen Römer aus dem Westen – aber zumindest nicht im selben Zug.

  • Kornstab

    Hat den Titel des Themas von „Imperator - Entwicklertagebuch #1 - 28. Mai 2018“ zu „Geschichtliche Ergüsse als Beiwerk zu Imperator Rome“ geändert.
  • Eine Poleis auf dem Weg zur Weltmacht
    (Kinder bitte nicht nachmachen!)

    Teil 2 von 2


    Um in ihrer Kleinheit zu bestehen, erfanden sie die Isonomie, die Gleichberechtigung aller. Jeder hatte das gleiche Recht, sich als Hoplit abschlachten zu lassen, wenn die aufbrechenden Perser unter ihrem Großkönig Dareios I. erst mal vor den Toren der Stadt standen.

    Während sich die Athener Hilfe bei einer Göttin ihrer freien, demokratischen Wahl erbeten haben, ergab die attische Luftaufklärung des Ikaros, dass Wachs in der Sonne schmilzt. Dennoch bestand kein Zweifel - der nahende Feind von der Ägäis und den Dardanellen kommend war übermächtig. Dieser wusste aber nichts von dem Kriegsberichterstatter Herodot, der sich aufmachte, den schönsten aller Kämpfer für alle Zeiten in sein Werk aufzunehmen. Der Athener an sich sah darin seine einzige Möglichkeit, die Ewigkeit zu überdauern. Gepudert und geschminkt ging es aufs Schlachtfeld – für die B-Note wurden gar die Toxine aus den Organen entfernt.

    Von Schönheit geblendet konnten die Perser ihrem Niedergang nicht entgegensehen. Sie verloren auf ganzer Linie und in mehreren Spalten. Die Athener waren so überwältigt von ihrem unerwarteten Sieg, dass selbst der Bote, nachdem er die frohe Botschaft in die Stadt getragen hatte und infolge seines Marathonlaufs tot umgefallen war, gute Laune hatte.

    Gewisse Schwierigkeiten hatten die Athener dann mit der Jagdgöttin Artemis, der für jeden gefallenen Perser eine Ziege versprochen wurde. Kleinlich wurde nachgerechnet. Neben Erfindung der Mathematik standen am Ende 6500 Ziegen als Resultat. Zu viel für die Poleis, viel zu viel. Die gewieften Ökonomen vereinbarten eine Ratenzahlung: je 500 Ziegen pro Jahr. Von Zinsen und Zinseszins hatten die Götter glücklicherweise nie etwas gehört.

    Mit der persischen Streitkraft wurde eine Weltmacht besiegt. Die Philosophen der Poleis machten sich sogleich ans Denken und ernannten sich zum Weltmachtsbesieger, was sie ihrer Einsicht nach zu nichts anderem als selbst zur Weltmacht emporhob.

  • [Das Folgende ist keine Paradox-Info. Infos stammen aus „Römische Sozialgeschichte“ von Géza Alföldy]


    Dieses Mal zum Thema "Pops" ein paar Stichpunkte:



    Alle Zeitangaben v. Chr.


    Über die Zeit entwickelte sich in Rom ein System der Bekleidung von öffentlichen Ämtern, das die Herausbildung einer geregelten Ämterlaufbahn von den niedrigen Ämtern bis zur Zensur und zum Konsulat (cursus honorum) bewirkte. Das führte dazu, dass der Zugang zu den Magistraturen ein Privileg des Adels wurde. Nur dessen Mitglieder hatten den entsprechenden Reichtum, um sich mit entsprechender Wahlpropaganda um ein Amt zu bewerben und sich die finanziellen Verpflichtungen der unbezahlten Ämter auch leisten zu können. Dazu die politische Ausbildung und die Klientenmassen, mit deren Stimmen sie bei den Wahlen rechnen konnten.



    218 lex Claudia:

    Den Senatoren und ihren Nachkommen wurde verboten, Handelsschiffe zu besitzen, deren Ladung mehr als 300 Amphoren fasste, da dies für den Transport ihrer Agrargüter ausreichend schien. Der Adel wollte wohl, dass die Führungsschicht nach wie vor Grundbesitzadel blieb. Eine derartige Oberschicht brauchte wirtschaftlich weniger zu riskieren, erhielt die sozialen Bindungen der Landbevölkerung an die Machthaber aufrecht und war fremden Einflüssen gegenüber weniger anfällig als eine Führungsschicht, die aus Kaufleuten und Unternehmern bestanden hätte.



    Im 2. Punischen Krieg (218-201) begleiteten römische Kaufleute die Truppen nicht mehr nur zu deren Versorgung, sondern auch, um deren Beute aufzukaufen und damit größere Gewinne zu erzielen. Damals gab es in Rom bereits reiche Unternehmer, die dem Staat für Rüstung und Bauarbeiten mit großen Krediten zu Hilfe kommen konnten. Damit bahnte sich eine Entwicklung an, die im 2. Jhd. zur Entstehung einer sehr bedeutenden sozialen Schicht von vermögenden Unternehmern, Kaufleuten und Bankiers führte und somit zur Herausbildung des römischen Ritterstands (ordo equester) beitrug.


    Reiche Ritter konnten sich bei den Wahlen um die niedrigen Magistraturen oft erfolgreich bewerben. Das bedeutete zugleich, dass eine kontinuierliche Ergänzung der Aristokratie durch Aufsteiger, auch durch Männer niedriger sozialer Herkunft, keineswegs ausgeschlossen war. Diese ständige Auffrischung der Führungselite war auch deswegen notwendig, weil nicht wenige senatorische Familien ohne männliche Nachkommen ausstarben.



    Die Bedeutung dieser sozialen Schicht war schon seit dem 2. Punischen Krieg zu erkennen. Vermögende Leute bildeten Unternehmergesellschaften und kamen dem römischen Staat durch die Übernahme staatlicher Aufträge zu Hilfe (Verpflegung des Heeres; Wiederherstellung von Bauten, Straßen, Brücken; Eintreibung der Handelszölle; Pachten und Ausbeuten staatlicher Bergwerke etc.).


    Dem Ritterstand gehörten stets auch Großgrundbesitzer an. Nach Ciceros Terminologie gab es unter den Rittern publicani, nämlich als Großpächter tätige Unternehmer, weiterhin faeneratores oder argentarii, d.h. Geldverleiher, außerdem Kaufleute und v.a. Gutsbesitzer, von denen viele den Kolonien und Municipien Italiens entstammten. Somit war dieser Stand in seiner sozialen Zusammensetzung vom Senatorenstand nicht stark verschieden.


    Die meisten Kaufleute und kleinen Händler bildeten mit den Handwerkern eine Gruppe, die eher zu den unteren Rängen und nicht zu einem „Mittelstand“ gehörten.

    Zumindest ein Teil dieser Handwerker gehörte zu der breiten Schicht der Freigelassenen, deren Zahl wie die der Sklaven seit dem 2. Punischen Krieg erheblich zunahm. Erst für diese Zeit liegen Angaben vor, die für die massenhafte Verwendung von Sklaven in der Wirtschaft, so etwa im Handwerk, sprechen.


    Die Versklavung der Kinder freier Bürger indes war seit der Versorgung der armen Plebejer mit Grund und Boden nicht mehr erforderlich und die Schuldsklaverei seit 326 institutionell verboten.


    Viele von ihnen litten aber unter den steigen Wohnpreisen und Lebensmittelpreisen und mussten durch Spenden versorgt werden. Derartige Spenden mächtiger Männer sind seit 213 bezeugt; sie sicherten den Spendern Popularität bei den Armen. Die Masse dieses Proletariats rekrutierte sich jedoch nicht nur aus Freigelassenen, sondern v.a. aus dem römischen Bauerntum, das seine Existenzgrundlage verloren hatte (viele Bauern gefallen, Siedlungen zerstört, Vieh geschlachtet, die besten Arbeitskräfte diente auch nach dem Krieg im Militär) und nach Rom und in die Städte strömte.


    Die städtischen Sklaven wiederum verfügten in der Regel über eine günstigere soziale Stellung als diejenigen auf den Landgütern und in den Bergwerken, v.a. deshalb, weil sie in ihren häufig spezialisierten Berufen durch brutale Behandlung keineswegs zu besseren Arbeitsleistungen anzuspornen gewesen wären. Gerade um sie zu besseren Leistungen zu animieren, wurde ihnen häufig die Freilassung in Aussicht gestellt; die Massen der Freigelassenen in Rom und in den Städten überhaupt waren hauptsächlich ehemalige städtische Sklaven.


    Und führende Familien Roms, die zur Durchsetzung ihrer politischen Interessen in der Volksversammlung dort gerne an der Spitze ihnen ergebender Massen auftraten, gaben zahlreichen Sklaven die Freiheit; diese, durch die Freilassung in den Besitz des römischen Bürgerrechts gelangt, unterstützten in Volksversammlung die politischen Ziele ihrer patroni und waren ihnen auch durch ihre wirtschaftlichen und persönlichen Dienstleistungen von Nutzen.

  • [Das Folgende ist von mir, Kornstab. Ist also keine Übersetzung von einer Paradox-Info]



    Zum Thema Wirtschaft:


    Mit Ausdehnung des Reiches stieg die wirtschaftliche Macht des Adels, v.a. diejenige der führenden Familien. Die siegreichen Feldherren kehrten nach Rom mit Mengen erbeuteter Schätze zurück und schwammen im Geld, das sie v.a. als Lösegeld von Gefangenen erpresst hatten.


    Die großen Vermögen wurden v.a. in Grund und Boden in Italien und auch in Sklaven investiert. Die reichsten Familien kauften die Grundstücke der Bauern oft auf oder eigneten sie sich auch durch Drohungen und Gewalt an. Vergeblich wurde mit Berufung auf das licinisch-sextische Gesetz angestrebt, dass auf staatlichem Boden niemand mehr als 500 Joch in Besitz nehmen durfte.


    Aus den Gütern und dem sonstigen Vermögen wurde der höchstmögliche Gewinn gezogen. Ein echtes Profitdenken setzte sich durch. Nichts ist charakteristischer für die wirtschaftlichen Ambitionen und Möglichkeiten eines führenden Senators nach dem 2. Punischen Krieg als das Beispiel des sonst so traditionsbewussten Marcus Porcius Cato (der mit „Karthago muss zerstört werden“. Gestorben 149 v. Chr.). Sein Ideal war der Senator, der den Dienst am römischen Staat für seine heilige Pflicht hielt, die religiöse und ethische Tradition dieses Staates verkörperte und in neuen geistigen Strömungen eine Gefahr erblickte; als wichtigstes Ziel im Privatleben aber erschien ihm die Vermehrung des geerbten Vermögens. Catos Werk über die Landwirtschaft war v.a. der Frage gewidmet, wie aus einem Gut bei niedrigsten Investitionskosten maximaler Profit zu gewinnen war: Er empfahl, die Produktion der großen Güter auf gewinnbringenden Export umzustellen, dementsprechend hauptsächlich nicht mehr Getreide, sondern Wein und Olivenöl zu produzieren und die Arbeitskräfte zu maximalen Leistungen zu zwingen. Er investierte seinen Gewinn, um ihn weiter zu steigern, in Forsten, Weiden, Fischteichen und auch in Gewerbeanlagen, ja sogar im Fernhandel und im Bankwesen: Er umging das Verbot der Geschäftemacherei für Senatoren durch die lex Claudia dadurch, dass er für Seehandel und Großunternehmen „Aktiengesellschaften“ organisierte und sich durch Strohmänner vertreten ließ.

  • [Das Folgende ist keine Übersetzung von einer Paradox-Info. Infos stammen aus „Kultur, um der Freiheit willen, Griechische Anfänge – Anfang Europas?“ von Christian Meier]


    Alle Zeitangaben v. Chr.


    Ein Blick auf Griechenland:


    ca. 17-11. Jhd.: Mykenische Kultur war monarchisch, eine Palastkultur


    Nach Zusammenbruch des Hethiterreichs (ca. 1200) hatte lange Zeit keine orientalische Macht Interesse am Ägäisraum, somit gab es keine Impulse von außen für die Poleis, um größere politische Einheiten zu bilden.


    Eigenständigkeit der Einzelnen und Unmittelbarkeit der Teilhabe am Ganzen müssen zusammen die elementare Kraft ausgemacht haben, die dazu drängte, die kleinen selbstständigen Poleis zu bewahren.


    Im 8. Jhd. wurde aufgrund des Bevölkerungswachstums das Land knapp. Monarchien konnten sich dennoch nicht durchsetzen. Stattdessen wurde der Druck nach außen umgelenkt: Kolonien wurden gegründet (ab ca. 750 bis ca. 550), die Polis-Struktur aber beibehalten.


    Auch der Handel mit dem Orient nahm dabei zu und erweiterte auf vielfältige Weise den Horizont der Griechen.


    Vielerorts wurde in der Stadtmitte für die (männliche) Öffentlichkeit eine Agora geschaffen (Agora = Internetforum, nur offline). Sie diente der gemeinsamen Politik. Die Kulte um Götter wurden ausgeweitet, z. B. mit Bauten und Spielen. Bezeichnend für den neuen Geist, die Aufbruch- und Gründungsstimmung des 8. Jhd. waren auch Homers Werke (Homer: nicht der von den Simpsons, sondern der andere).


    So sehr die Helden um Troja kämpfen, es ist vornehmlich die individuelle Bewährung ihrer selbst, in der ihr Menschsein gipfelt; die Größe, zu der sie sich aufzuschwingen vermögen und in der sich zeigt, was ein Mensch vermag.


    Griechische Religion wurde von den Aristokraten nicht zum politischen Herrschaftsmittel gemacht. Der Zugang zu den Göttern wurde nicht derart organisiert, dass daraus priesterliche und letztlich politische Autorität hätte erwachen können.


    In der Zeit der Kolonien schnellten die Standards des Wohlstands in die Höhe. Solon stellte um 600 fest: „Nichts ist den Männern als sichtbare Grenze des Reichtums gesetzt; die von uns jetzt das meiste besitzen, gieren ja doppelt.“ Die Kluft zwischen Arm und Reich wuchs, da sich viele Bauern verschuldeten (teils wegen Missernten; Investitionen).

    Folge: Bauern und/ oder ihre Familien wurden versklavt → Aufstände und Bürgerkriege → Teils setzten sich Adelige an die Spitze der Notleidenden und nahmen die Stadt in Besitz, errichteten also eine Tyrannis. Sie konnten für eine hohe Effizienz und inneren Frieden sorgen. Ebenso Ins-Lot-Richter. Die Tyrannis war so als Übergang von großer Bedeutung, z. B. für wirtschaftliche Konsolidierung.


    Auch die politischen Ambitionen wurden höher gesteckt. Adelsbündnisse (Faktionen) kämpften teils gewaltsam um Ämter und Macht.


    Im 6. Jhd. wirtschaftliche Stabilisierung. Viele Bauern wurden schuldenfrei. Der Handel nahm dank der Kolonien zu.


    Wo immer wir hinblicken, stoßen wir bei den Griechen auf ein Sich-Messen. Täglich erfolgte es auf der Agora. Je weniger man dort mit sachlichen Problemen beschäftigt war, um so mehr ging es um den Rang der Einzelnen.

    Für das griechische Symposion war es typisch, dass man sich irgendwelche Gegenstände vornahm und dass ermittelt wurde, wer am besten – oder schönsten – über sie reden konnte.

    Entsprechend die Prämie für den, der am geradesten Recht sprach.

    Auch im Bericht über Schlachten des Perserkriegs versäumt Herodot nicht zu erwähnen, wer der Tapferste und sogar der Schönste der Kämpfer war.

    Schönheitswettbewerb der Mädchen, bester Bildhauer, beste Feldherr im Krieg gegen die Perser...

    Eitel war er offenbar der Grieche. Heute ist er ja nur noch faul (Quelle: Bild-“Zeitung“ 2012)



    Aber auch schreien konnte er: So sollte für den Rat in Sparta der „gewählt“ sein, dem das lauteste Geschrei galt. Die Feststellung darüber lag bei einer Gruppe von Männern, die in einem Haus am Rande des Platzes postiert waren, wo sie alles hören, aber nichts sehen konnten. Sie wussten nicht, in welcher – vermutlich unmittelbar zuvor erlosten – Reihenfolge die Kandidaten vor die Versammlung traten.



    Die Krise, welche manche Poleis in der 2. Hälfte des 7. und der 1. des 6. Jhd. durchmachten, hatte ihre Wurzeln im hemmungslos gewordenen Streben der Großen nach Reichtum, in der Regelübertretungen und Ungerechtigkeiten, mit denen es sich Bahn brach, sowie in den Parteiungen und Konflikten, die daraus resultierten. Ausgetragen zuerst von den Großen, den Adeligen, dann abwärts. So konnte es zu Bürgerkriegen und Usurpation von Herrschaft kommen.


    Viele derer nämlich, die reich waren, waren schlecht, nicht weil sie nicht aus guter Familie gewesen wären, sondern weil sie ihre „Gutheit“ (arete) gegen Reichtum eingetauscht hatten. Es ging verstärkt um Machtaneignung.


    Die Tyrannis wurde nie wirklich dauerhaft akzeptiert, da sie nicht mit der Poleisordnung in Einklang zu bringen war. Kurzzeitig konnte sie aber zur Konsolidierung von Wirtschaft, Wohlstand und Sicherheit von Nutzen sein.


    Um 550 war die Tyrannis fast überall, 510 auch in Athen geschehen. Der Sturz erfolgte zumeist gewaltsam, vielfach aufgrund von Verschwörungen aus dem Adel heraus, zuweilen mit Hilfe von außen, verschiedentlich von Sparta. Aufstände unter breitet Beteiligung des Volkes waren wohl eher selten.