Wie manche vielleicht schon mitbekommen habe, bin ich nicht gerade der Typ, der immer das neueste vom neuesten spielen muss. Und manchmal darf es bei mir auch was richtig altes sein, ich besitze tatsächlich noch über 50 zum Teil sehr alte Spiele. Ich muss zugeben, es ist eine Weile her, dass ich mich damit beschäftigt hatte, zuletzt vor ein paar Jahren, wo ich einige alte Spiele auf Windows 7 zum Laufen bekommen habe. Ich hatte es in dem Moment etwas einfacher, da ich damals noch eine alte XP-Version hatte, die ich über VM laufen lassen konnte sowie tatsächlich noch ein Diskettenlaufwerk, mit dem ich ein Windows 3.11 ebenfalls in eine VM packen konnte. Gestern aber hat es mich mal wieder gepackt, bzw ich eines meiner alten Schätzchen und natürlich ist es schief gegangen, ich habe das Spiel nicht zum Laufen gekriegt. Aber das ganze war eine gute Übung, sich (erneut) einen Überblick über die Möglichkeiten zu verschaffen und daran wollte ich euch teilhaben lassen. Also, los geht's:
Variante 1a: Das Einfachste - Neukauf
Viele ältere Spiele lassen sich insbesondere bei gog.com (gog ist ja nicht umsonst die Abkürzung für good old games), aber auch bei Steam für aktuelle PCs kaufen. Das ist natürlich vom Aufwand her das einfachste und ganz klar die Variante, wenn man das Spiel gar nicht hat und/oder so jung ist, dass man Spiele nur als Download kennt und CD oder gar Diskette kryptische Fremdwörter sind. Der Nachteil ist natürlich, dass man für diese Portierungen bezahlen muss, ob man das Spiel nun noch im Schrank stehen hat oder auch nicht. Manches von dem, was man selber noch daheim hat oder an das man sich gerne erinnert, findet sich auch erst gar nicht bei Steam oder gog wieder. Außerdem sind diese Portierungen nicht unbedingt fehlerfrei, mit dem ein oder anderen Programm-Absturz muss man schon rechnen. Möglicherweise helfen Fan-Patches weiter und/oder verbessern das Spielerlebnis.
Link-Tips
Variante 1b: Source Ports
Was uns die Vertriebsplattformen da anbieten, nennt sich Source Port, es wird also lediglich der alte Source Code für aktuelle PCs angepasst. Oft hat der ursprüngliche Entwickler nach einiger Zeit diesen Source Code aber auch veröffentlicht und Fans haben sich daran gemacht, diesen dann zu portieren und kostenlos(!) bereitzustellen. Es ist also durchaus einen Versuch wert, das Netz nach einem solchen Port zu durchsuchen.
Link-Tip
- Source Port Wiki-Eintrag (englisch, enthält eine Liste von interessanten Ports)
Variante 2a: Einfach mal installieren
Manchmal funktioniert es tatsächlich, ein ganz altes Spiel einfach zu installieren oder auszuführen, das ist aber extrem selten.
Variante 2b: Der Kompatiblitätsmodus
Diesen Modus gibt es in schon länger in Windows, er ist so die erste wirkliche Chance, ein älteres Spiel lauffähig zu bekommen. Am einfachsten ist ein Rechtsclick auf die entsprechende ausführbare Datei und dann im Kontextmenü die Auswahl "Behandeln von Kompatibilitätsproblemen". Danach kann man entweder Windows versuchen lassen, die richtigen Einstellungen zu finden oder selbst ein wenig probieren.
Die zweite Variante ist ebenfalls mit einem Rechtsclick auf eine ausführbare Datei das Kontextmenü aufzurufen, dort aber dann den Auswahlpunkt "Eigenschaften" zu nehmen. Im Fenster, das dann erscheint, kann man den Reiter "Kompatibilität" auswählen und dort entsprechende Einstellungen vornehmen. Der Vorteil ist, dass (in Windows 8 und 10) im Vergleich zum zuvor beschriebenen Vorgehen mit Win95/98 weitere Betriebssysteme direkt ausgewählt werden können.
Am erfolgversprechendsten ist es bei beiden Varianten, jeweils das passende Betriebssystem auszuwählen und das Programm als Administrator ausführen zu lassen. Dabei sollte man von vorneherein alle ausführbare Dateien entsprechend anpassen, also nicht nur die Setup-Datei, sondern auch damit ausgeführte Installationsdatei sowie eventuelle Konfigurationsprogramme etc.
Variante 3a: Die DOSBox
Die DOSBox gibt es schon Ewigkeiten und emuliert MS-DOS samt passender Hardware. MS-DOS (MicroSoft-DiscOperatingSystem) das erste Betriebssystem von MicroSoft und bildete auch noch lange die Basis für Windows, welches im Prinzip nur eine graphische Oberfläche für DOS war. Daher bekommt man mit diesem Emulator viele DOS-, aber auch manche frühen Windowsspiele zum Laufen.
Link-Tip
Variante 3b: D-Fend Reloaded
Wer das ganze etwas komfortabler haben möchte, greift auf D-Fend Reloaded zurück. D-Fend ist eine grafische Benutzeroberfläche für DOSBox und erleichtert die Bedienung. Wer sich noch an DOS erinnern kann, weiß z.B., dass man je nach Spiel die Konfigurationsdateien anpassen musste und das gilt auch für die DOSBox. Der Anspruch von D-Fend ist es, dem User diese Arbeit abzunehmen und die Benutzung der DOSBox insgesamt zu vereinfachen. Wie gut das funktioniert, habe ich noch nicht getestet, kann aber schon mal sagen, das Programm inklusive Hilfe ist komplett auf Deutsch.
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Variante 4a: Die Hardcore-Variante - Eine VM aufsetzen
Insbesondere bei Spielen, die für Windows95/98 entwickelt wurden, hat man oft so seine Probleme. Die naheliegenste Lösung ist dann natürlich, das Spiel auf dem passenden Betriebssystem auszuführen. Dummerweise haben die wenigsten von uns noch ihren alten x86er irgendwo rumstehen und einen Software-Emulator gibt es für diese Betriebssysteme nicht. Zumindest ist mir keiner bekannt und wenn es welche gibt, dürften sie alles andere als legal sein.
Hier hilft dann nur eine virtuelle Maschine weiter. Am ehesten bietet sich hier für den Privatnutzer Virtual Box von Oracle an. Im Laufe der Zeit ist das ganze durchaus einfacher geworden, aber das ganze hat immer noch seine Tücken und erfordert einiges an Einarbeitung. Und natürlich braucht man auch das bzw die passende(n) Betriebssystem(e).
Link-Tips
- Oracle VM VirtualBox (Programmoberfläche deutsch, Hilfe und Forum englisch)
- Wiki-Seite zu VirtualBox (deutsch)
Variante 4b: Der Ironman-Modus - der virtuelle PC/Homecomputer
Die Varianten 3a/b und 4a kommen mit entsprechend emulierter Hardware daher. Die ist allerdings nicht immer passend und manchmal funktioniert die auch nicht so wie erwartet. So ist es mir mal gelungen, einen alten Wing Commander Teil zu installieren und auch zum Laufen zu bringen. Leider rechnete der emulierte Rechner dermaßen flott, dass ein Start mit dem Jäger zum Instant-Tod führte, das Spiel also unspielbar war.
An dieser Stelle hilft es dann nur noch, sich einen passenden Computer virtuell zu erstellen. Dafür gibt es spezielle (kostenlose) Software, aber ohne Englischkenntnisse und zumindest einem Basiswissen über alte Computer kommt man hier nicht weiter.
Link-Tips
- PCem (englisch)
- 86Box bei Github (basiert auf PCem, englisch)
Variante 5: Speziell für Point&Click-Adventures
Für Freunde des klassischen Point&Click-Adventures gibt es eine spezielle Anlaufstelle, genannt ScummVM. Dieses Tool stellt eine Mischung aus oben bereits aufgelisteten Varianten dar. Es hat einen Anteil VM, basiert in der Hauptsache allerdings auf dem Source-Port-Prinzip und liefert für rund 250 gelistete Point&Click-Adventures passende Programmdateien. Allerdings sind das keine kompletten Source-Ports, sondern es werden nur die ausführbaren Programmdateien ersetzt. Für den Rest müsst ihr die Original-Spiele also immer noch besitzen. ScummVM kann übrigens auch in das oben genannte D-Fend Reloaded eingebunden werden, muss aber gesondert installiert werden.
Interessant an diesem Tool ist zudem, dass es nicht nur für Windows verfügbar ist, sondern für eine Vielzahl von OS und Plattformen, z.B. für Android, iOS, PS3 etc pp. Außerdem findet ihr auf der Download-Seite von ScummVM fast ganz unten einen Abschnitt "Extras und Spiele herunterladen", was euch zu ein paar Freeware-Titeln führt.
Link-Tip
- ScummVM (deutsch)
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"PC-Spiele? Mit so einem neumodischen Kram geb ich mich nicht ab!"
Zocken am Computer ist natürlich viel älter als Windows und der klassische PC. Damals sagte man halt "Home-Computer" und meinte damit meistens ZX Spectrum, CPC464/6128, Commodore C64 und später Amiga 500 oder auch 2000. Für jede dieser Plattformen gibt es eine Vielzahl von Emulatoren, da kann ich auch nicht sagen, welcher sich empfiehlt. Hervorzuheben ist hier möglicherweise höchstens die Amiga-Emulation als solche, die es sogar zu einem eigenen Wiki-Eintrag gebracht hat, zumal der Amiga damals (zumindest in meiner Erinnerung) das war, was man heute als Highend-Gaming-PC bezeichnen würde. Der dabei verbreitetste Emulator ist wohl (Win)UAE.
Link-Tips
- WinUAE-Homepage
- Amiga-Emulatoren bei Wikipedia (Beachte insbesondere "Rechtliches")
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Weitere nützliche Links
- PC Gaming Wiki - listet laut Statistik über 40.000 games mit nützlichen Tips, wie man sie zum Laufen bekommt, auf (englisch)
- The Sierra Help Pages - Seite, die sich speziell damit beschäftigt, alte Sierra-Games auf modernen PCs zum Laufen zu bringen, hat aber auch im dazugehörenden Forum einen Abschnitt "Non-Sierra Games & Help, über den sich z.B. 64bit-Installer finden lassen
- dgVoodoo 2 - ist ein Tool, das alte Grafik-APIs fit für DirectX11 macht, wodurch man z.B. Glide nutzen kann und sich die Grafik verbessern sowie manch ein Kompatiblitätsproblem beseitigen lässt. Dafür muss das Spiel aber erstmal irgendwie installiert werden können, deswengen der Link hier im unteren Abschnitt. Eine Kurzanleitung für das Tool findet sich zusätzlich auf PC Gaming Wiki (englisch).
Achtung: Mein Firefox blockiert die Webseite aufgrund einer Warnung von Google Safe Browsing. Ich habe die Seite daher testweise in einer VM aufgerufen und das Tool heruntergeladen. In dem ZIP-Download findet sich das Tool als ausführbare Datei (plus was das Programm sonst noch braucht), es ist keine Installation erforderlich und ich konnte keine schädlichen oder unerwünschten Auswirkungen feststellen. Dennoch sei hier nochmal festgehalten, für alle Links und Tools gilt: Benutzung auf eigene Gefahr(!). - 3D-Analyze (auf Softpedia.com) ist ein DirectX-Software-Emulator. Es bringt quasi ein Spiel dazu zu glauben, es hätte die passende Grafikkarte vor sich, auch wenn man nicht mehr zu bieten hat als eine integrierte Grafikkarte. Das dürfte insofern nützlich sein, dass z.B. VirtualBox eben nur eine solch integrierte Graka emuliert. So spart man sich ggf die Mühe, einen kompletten Rechner virtuell aufzusetzen.
PS: Das Tool ist schon ziemlich alt. Auch wenn sich die Beschreibung auf den ersten Blick anders liest, bei Spielen aus den letzten 10 Jahren kommt man damit wohl nicht weiter. Außerdem solltet ihr definitiv den Installationspfad ändern. - _inmm.dll (auf PC Gaming Wiki): Manch altes Spiel nutzt stinknormale Audio-Tracks, wie man sie auch auf Musik-CDs findet, und manchmal scheitert es daran. Hier kann dieses kleine Tool weiterhelfen. Wie man damit umgeht, erfährt man bei Play-Old-PC-Games.com, genauer gesagt hier.
PS: Der Link zum Original funktioniert nicht mehr, aber ich glaube auch kaum, dass sonderlich viele unter euch des Japanischen mächtig sind.