Soderle, nachdem ich mich nun durch die Kampagne durchgestorben habe, hier mein Fazit:
Remnant: From the Ashes hat mich bei der Stange gehalten, weil es sich ziemlich fluffig spielt. Die Steuerung mit Maus und Tastatur ist nicht allzu kompliziert, recht eingängig und präzise. So macht man z.B. keinerlei abgehackten Drehungen, wie ich sie schon bei anderen Spielen erlebt habe, die ebenfalls eine optionale Controllersteuerung bieten. Zudem kann man mittels Eigenschaftspunkten (durch Erfahrung erspielbar und ab und zu in Buchform auffindbar) und über Ausrüstungsverbesserung sowie zusätzliche Ausrüstung seinen Charakter verbessern. Man kann das eigene Scheitern - und scheitern wird man des öfteren - ganz gut auf die eigene Unfähigkeit schieben, was ich nicht ganz so frustrieren finde, wenn es eher an einem unfairen Spiel liegen würde. Das ganze wird mit einer ganz ansprechenden, wenn auch nicht herausragenden Grafik in ganz unterschiedlichen Welten unterlegt.
Grundsätzlich kommt das Spiel mit zwei Modi daher, der eigentlichen Kampagne sowie einem Abenteuermodus, in dem man sich durch kleinere Ausschnitte der verschiedenen Welten kämpfen kann, um z.B. Erfahrung zu sammeln, neue Eigenschaften freizuschalten oder zusätzliche Ausrüstung zu bekommen. Das ist insoweit auch interessant, da in beiden Modi bis auf einige Grundelemente nach jedem neuen Erstellen andere Karten und Bossgegner zusammengewürfelt werden und dieses Grinden dadurch etwas aufgelockert wird. Aber dieses Prinzip ist auch zugleich Fluch und Segen, denn dummerweise sind die unterschiedlichen Traits und Ausrüstungsgegenstände sehr verschieden in ihrer Nützlichkeit. So gibt es z.B. Ringe und Amulette, deren Vorteil nur zum Tragen kommt, wenn man im Koop unterwegs ist. Oder es gibt Rüstungen, die besonders gut gegen eine der verschiedenen Schadensarten schützt und dann ist es natürlich nervtötend, wenn man den Bossgegner bekommt, der mit Blitzen um sich schmeißt, aber die Rüstung mit dem Blitzschutz nicht in der eigenen Kampagne und erst im dritten Abenteuerdurchgang auftaucht. Da braucht man schon einiges an Durchhaltevermögen.
Jenseits der alles in allem gelungenen Spielmechaniken hat das Spiel aber auch deutliche Schwächen aufzuweisen. Da wäre zum einen alles zu nennen, was mit Story und NPCs zu tun hat. Erstere hat zwar eine solide Basis, wird für meinen Geschmack aber zu sehr in kryptischen Schnipseln erzählt. So wirkt der eigentliche Fortschritt in der Kampagne zum Teil zusammenhanglos. Letztere haben häufig einen interessanten Start, entwickeln sich aber nicht oder kaum weiter.
Zum Beispiel ist die Kommandantin der eigenen Basis die Enkelin des Gründers eben jener Basis, aber dass man im Laufe der Kampagne sowohl ihre Großmutter als auch ihren Großvater trifft bzw befreit, scheint sie nicht die Bohne zu interessieren.
Desweiteren sind alle NPCs zwar ganz ansprechend auf Deutsch vertont, die Synchronisation allerdings grauenhaft.
Dazu kommt der Schwierigkeitsgrad. Die niedrigste Stufe "Normal" bedeuted in einem souls-like für Spieler wie mich grundsätzlich schon mal "schwierig", aber dieser Schwierigkeitsgrad ist zudem - nicht nur wegen der oben erwähnten unterschiedlich nützlichen Ausrüstung und Eigenschaften-Zusammenstellung - ziemlich schwankend. Manche Bossgegner sind eher einfach zu besiegen, weil sie relativ offensichtliche Attacken fahren, denen man recht gut ausweichen kann, auch weil genug Platz da ist, andere wiederum sind ein mehrfaches Trial&Error, insbesondere wenn man sich nicht im Vorfeld per Wiki oder Video über das zu Erwartende schlau gemacht hat, denn dann sind oftmals Rüstung, Waffenmods und/oder Belegung der Schnellzugriffslots unpassend, was fast zwangsläufig zum eigenen Tod führt.
Zudem spielt oftmals auch der Glücksfaktor eine entscheidende Rolle. In normalen Leveln kann es durch die mehr oder minder zufällige Gegnerverteilung passieren, dass man mit dem Töten eines Gegners gleich zwei stärkere, in ihren Attacken recht unterschiedliche Gegner samt ihren Begleitern anlockt und diese Kombination ist dann, auch wenn es sich eher um "normale" Gegner handelt, ein ums andere mal tödlich. Zum anderen ist die grundlegende Taktik bei Bossgegner eigentlich immer, in Bewegung zu bleiben und deren (respawnende) Begleiter bevorzugt zu erledigen. In vielen Bossarenen braucht man da aber das Glück, für die Spawns gerade in die richtige Richtung zu schauen und/oder mit einem Ausweichen gleichzeitig dem auch dem nächsten Bossangriff zu entgehen.
Beispiele:
Der Boss Gorefist ruft Ads herbei, die auf einen zurennen und explodieren. Schaut man zufällig in die richtige Richtung, kann man die recht einfach wegschießen. Wenn nicht, sieht man sie vielleicht gerade noch rechtzeitig, aber selbst dann braucht man eine Menge Glück. Steht man gerade falsch, endet das Ausweichen an einer Wand und man kassiert eine Menge Schaden, Verseuchung und wird aus dem Gleichgewicht gebracht, hat man zufällig etwas Platz, kann man mit Pech aber immer noch in einer Attacke des Bosses landen.
Der Kampf gegen den Boss Ixillis findet auf einer Brücke statt, dabei hat man nach dem ersten Abschnitt auf jeder Seite der Brücke einen identischen Gegner, wobei es in der Natur der Sache liegt, dass man dabei fast durchgehend nur einen der beiden im Auge hat. Nun haben diese Gegner einen Angriff, der dazu in der Lage ist, den Charakter bei auch nur geringfügig falscher Positionierung von der Brücke und damit in den Instant-Tod zu stürzen. Daher ist es eher Glückssache, ob man mit einem Ausweichen in diesem Angriff (so er denn von hinten kommt) landet oder eben nicht.
Fazit:
Remnant: From the Ashes ist im Prinzip ein sehr schönes Spiel, weil es sich in vielen Moment wunderbar rund spielt. Jenseits davon gibt es aber vieles zu kritisieren, so dass es für mich ein Spiel ist, dass man sich a) nur in einem Sale holen sollte und b) man gerade Bock auf's Ballern hat, denn für nichts anderes ist es gut.