Ich weiß, aber ich kann nicht anders

Zitat von Dragondeal

Ehrlich gesagt sehe ich die Ukraine in 1-4 Wochen kapitulieren,

*Tagen

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Ich finde gerade ehrlich gesagt nicht die Kraft und nicht die Geduld all das, was mir in den letzten Tagen so durch den Kopf gegangen ist, nun hier in Textform zu verpacken, denn daraus könnte man vermutlich einen Roman verfassen. Aber zu den von Dragondeal benannten Punkten kann ich nur sagen, dass ich da eine sehr ähnliche Meinung habe. Die westliche Politik hat die letzten Wochen völlig verpennt. Für mich ist seit drei Wochen klar: Putin wird, früher oder später in die Ukraine einmarschieren. Dass dann am Donnerstag Morgen alle Politiker hier so überrascht taten, weil eben dies eingetreten ist, ist entweder unehrlich oder naiv/dämlich.

Es bleibt nun die Frage, wie damit weiter umgegangen werden kann und vor allem: Was ist Putins tatsächlicher Plan? Möchte er nun als "Krönung seiner Karriere" die Grenzen eines Großrussischen Reichs wiederherstellen? Möchte er Demokratie und Frieden in Europa vernichten? Oder will er wirklich, was ich persönlich für am unwahrscheinlichsten halte, "nur" eine von ihm kontrollierte Ukraine als Puffer zur NATO?

Putins Plan kennen wir nicht, also bleibt die Frage: Wie damit umgehen? Die bisher verhängten "Sanktionen" sind meines Erachtens nach überwiegend symbolischer Natur. Man entzieht Russland (Sport-)Events, friert einige Konten einzelner Personen ein (sicherlich nicht deren einzige Rücklagen, zumal aufgrund der offensichtlich akribischen Planung seitens Putin genügend Zeit war sich darauf entsprechend vorzubereiten) und erteilt Flugverbote (als ob jetzt gerade ein Reiseansturm auf Russland aus Europa losbrechen würde ). Harte Wirtschaftssanktionen wie der SWIFT-Ausschluss oder ein Stopp von Rohstoffexporten werden insbesondere von Deutschland mindestens mal aufgeschoben. Einerseits ja irgendwo verständlich, da große Teile unserer Gas- und Ölprodukte aus Russland stammen, andererseits eventuell wieder grob-fahrlässig und naiv. Denn was ist, wenn Putin nach der Ukraine nicht halt macht? Möchte man sich am Ende wirklich vorwerfen, dass das Warmwasser zum Duschen wichtiger war als unser Frieden, bzw. in letzter Konsequenz eventuell sogar unser Leben?

Wie die Situation für die Menschen in der Ukraine ist kann und will ich mir gar nicht so genau vorstellen. Der Gedanke daran, dass ich vielleicht in einigen Wochen selbst eingezogen werden könnte, weil ein wahnsinniger Despot in Russland seine Fantasien ausleben will, verschlägt mir die Sprache.

Ich habe nun schon viel mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte. Es gäbe sicherlich viel mehr loszuwerden oder du diskutieren (z.B. die für mich deutlichen Parallelen zu Hitlers Außenpolitik), aber fürs Erste lasse ich das mal so hier stehen.

Meine Gedanken sind ähnlich schon seit Ende letzten Jahres habe ich damit gerechnet das Putin einmarschiert. Es war nur eine Frage der Zeit, nur die Politiker in Europa, die sind jetzt überrascht, welch Hohn. Klar, habe ich auch bis zuletzt gehofft, es würde nicht soweit kommen, aber hoffen allein, reicht halt nicht.

Auch hatte ich gehofft, dass man durch Corona wenigstens ansatzweise verstanden hätte, wie wichtig es ist, sich nicht von einem Land, einer Regierung oder Machthaber allein abhängig zu machen und dass man wichtige Ressourcen einfach gefächerter aufstellen muss. Es gab schon immer Probleme, dass Russland uns womöglich das Gas abdreht, damit wurde ja auch schon in der Vergangenheit mehrfach gedroht und was wurde da unternommen, damit wir weniger abhängig sind??? Stattdessen jetzt dieser Eiertanz, klar, man will was unternehmen und Stellung beziehen, aber gleichzeitig es sich auf keinen Fall mit Putin verderben, aber so funktioniert das nicht.

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen. Leider weiß man aus Erfahrung, dass wir halt Informationen aus Offiziellen Quellen und den dortigen Medien nicht trauen können, weil da alles immer schön zensiert wird. Weiß ich aus meiner Arbeit für Amnesty International aus leidvoller Erfahrung in China und in Russland, wo es wie auch in Afrika, mit Abstand die größte Anzahl an Verstößen gegen die Menschenrechte geben dürfte, da bekommen wir leider nur die wenigsten Meldungen und werden viel zu wenig Fälle bekannt, weil die wirklich gekonnt alles unter den Teppich kehren. Was da nicht nach draußen dringen soll, dringt so leicht auch nicht nach draußen, wenn überhaupt. Wobei es in Afrika etwas anders gelagert ist, warum man da leider auch nur ganz wenig Informationen bekommt.