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Musk schließt Twitter-Kauf ab!
Stand: 28.10.2022 15:45 Uhr
Milliardär Musk hat den Kurznachrichtendienst Twitter nun doch gekauft. Der Kaufpreis lag laut Twitter bei 44 Milliarden US-Dollar, mehrere Topmanager mussten wohl bereits gehen. Es ist das vorläufige Ende eines monatelangen Hin und Her.
Der Verkauf von Twitter an den US-Milliardär Elon Musk ist abgeschlossen. Twitter informierte die US-Wertpapieraufsicht SEC über den Rückzug von der Börse und bestätigte damit den Vollzug der Übernahme. Der Kaufpreis lag demnach bei 44 Milliarden US-Dollar - umgerechnet rund 44,2 Milliarden Euro.
Auf seinem eigenen Twitteraccount hatte Musk die Übernahme nur indirekt bestätigt. "Der Vogel ist befreit", schrieb er.
Offenbar bereits Führungsriege entlassen
Musk soll bereits mehrere Topmanager gefeuert haben. Unter den Entlassenen sollen der bisherige Twitter-Chef Parag Agrawal, Finanzvorstand Ned Segal und die Chefjuristin Vijaya Gadde sein, wie unter anderem die "Washington Post" berichtet. Mindestens einer der Manager sei aus der Firmenzentrale herausgeführt worden, schrieb die "New York Times" unter Berufung auf informierte Personen.
Einem Bericht von Bloomberg zufolge will Musk zunächst selbst Chef von Twitter werden. Auf lange Sicht könne er den Spitzenjob aber an jemand anderen abgeben, schrieb der Finanzdienst. Musk ist bereits Chef unter anderem beim Elektroautohersteller Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX. Er führt auch kleinere Projekte wie das Tunnelbau-Unternehmen Boring Company und die Forschungsfirma Neuralink, die Technologien zur direkten Vernetzung von Menschen und Computern entwickelt.
Am Freitagnachmittag Ortszeit wäre eine gerichtlich festgelegte Frist abgelaufen, bis zu der der Kauf abgeschlossen sein musste. Andernfalls wäre der seit Monaten strittige Deal doch noch vor Gericht gegangen.
Rechtsstreit damit abgewendet
Musk hatte im April erklärt, Twitter für 44 Milliarden Dollar (rund 44 Milliarden Euro) kaufen zu wollen. Im Juli machte er aber einen Rückzieher und gab als Grund an, Twitter habe falsche Angaben zur Zahl der Spam- und Fake-Konten bei dem Netzwerk gemacht.
Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück und zog vor Gericht, um Musk doch noch zum Vollzug der Übernahme zu zwingen. Anfang Oktober kündigte Musk dann an, Twitter doch wie ursprünglich geplant kaufen zu wollen. Der bereits geplante Prozess wurde daraufhin verschoben. Die Richterin setzte aber als Bedingung die Frist, bis zu der sich Twitter und Musk einigen sollten.
Massiver Stellenabbau oder nicht?
In Kürze will sich Musk laut US-Medien in größerem Stil den Beschäftigten dort vorstellen. Das dürfte kein leichter Auftritt für ihn werden, nachdem Musk monatelang öffentliche Kritik am Unternehmen und dessen Führung geübt hatte und zuletzt Berichte über einen großen Stellenabbau für Verunsicherung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorgten. Informationen, wonach er drei Viertel der Beschäftigten rauswerfen wolle, soll er diese Woche in der Zentrale zurückgewiesen haben.
Musk hatte wiederholt große Veränderungen von Twitter angekündigt - den Umbau zu einer Multifunktions-App zum Beispiel. Vorbild könnte die in Asien beliebte App WeChat sein, eine Kombination aus Social-Media-Bezahl- und Mobilitäts-App.
In einem offenen Brief an Twitter-Werbekunden beschrieb Musk, was er mit Twitter vorhabe. Die Plattform müsse warm und einladend für alle sein. Sie dürfe nicht zum Ort des Grauens werden, wo alles, ohne Konsequenzen gesagt werde dürfe. Kritiker befürchten, dass unter Musk Hassrede und Desinformationen im Namen der Meinungsfreiheit zunehmen könnten.
Musk finanziert Übernahme auch durch Aktienverkauf
Zur Finanzierung des Kaufpreises musste Musk riesige Aktienpakete abstoßen und viel Geld bei Großbanken organisieren. Letztlich steuert der 51-Jährige etwa 27 Milliarden Dollar, also etwas mehr als die Hälfte der Gesamtsumme, in bar aus eigener Tasche bei. Einen Großteil davon machte er durch den Verkauf von Aktien des von ihm mitgegründeten Elektroautobauers Tesla im Wert von 15,5 Milliarden Dollar flüssig - ein Schritt, den Musk ursprünglich lieber vermeiden wollte.
Weitere rund 13 Milliarden Dollar schießen global agierende Großbanken wie Morgan Stanley, Mizuho, Barclays und Société Générale in Form von Krediten zu dem Deal zu. Laut öffentlich zugänglichen Dokumenten der US-Finanzaufsicht etwa steuert allein die US-Bank Morgan Stanley rund 3,5 Milliarden Dollar bei. Die Rückzahlungsgarantie für die Kredite übernimmt dabei Twitter selbst. Der mit etwa 5,2 Milliarden Dollar kleinste Teil der Kaufsumme wird Musk von Investmentsfonds und Privatinvestoren zur Verfügung gestellt, die dafür Twitter-Aktien erhalten. Eine Milliarde US-Dollar stammen von dem vermögenden US-Geschäftsmann Larry Ellison, der den Softwareriesen Oracle mitgründete. Auch der staatliche Investitionsfonds des Emirats Katars beteiligt sich.
Darf Trump wieder twittern?
Eine der wichtigsten politischen Fragen nach der Übernahme lautet: Bekommt der ehemalige US-Präsident Donald Trump seinen Twitter-Account zurück? Da hatte er knapp 90 Millionen Follower, auf seiner eigenen Plattform Truth Social folgt ihm nur ein Bruchteil davon.
Musk selbst hatte die Entscheidung, Trumps Zugang zu sperren, als "falsch und dumm" bezeichnet. Der Ex-Präsident zeigte sich denn auch zufrieden mit der Übernahme durch Musk. "Ich bin sehr glücklich, dass Twitter sich jetzt in vernünftigen Händen befindet", schrieb der Republikaner, der nach der Erstürmung des US-Kapitols Anfang 2021 von Twitter verbannt worden war, auf der von ihm mitgegründeten Online-Plattform Truth Social. Twitter werde damit nicht länger von "linksradikalen Verrückten und Irren geführt, die wirklich unser Land hassen".
Mit Informationen von Nils Dampz, ARD-Studio Los Angeles