Wolfsmond testet Cities:Skylines - erfüllt es die Erwartungen?

    • Offizieller Beitrag

    Lange hat die Spielerheim-Gemeinde dem Release-Termin entgegengefiebert, und gestern wurden wir belohnt: Cities:Skylines ist da! Wir konnten es kaum erwarten und haben das Spiel für euch getestet. Kann das Spiel seinen Vorschusslorbeeren gerecht werden?


    Wie hieß das andere Spiel noch?


    Beim ersten Start erwartet uns fast schon ein kleines Déjà-vu, erinnert das Bild doch stark an SimCity. Auch Menüführung und Steuerung kommen einem auf den ersten Blick bekannt vor. Für den alten Stadtbauprofi also nichts neues. Bis man sich in die Spielmaterie vertieft und nach Stunden immer noch nicht die Karte voll hat.
    Cities: Skylines beginnt in einem Kartenausschnitt mit einem vier Quadratkilometer großen Stück Landfläche. Das entspricht der SimCity-Karte. Hier hören die Vergleiche aber auch fast schon auf: Die Gebäude scheinen kleiner zu sein, es passen also deutlich mehr auf die Karte, Autobahnanschlüsse sind anpassbar, das Wasser wird in Echtzeit berechnet (und kann, je nach Bau eines Staudammes, auch zu kleinen Problemen führen), die Karte lässt sich 8 Mal erweitern - insgesamt stehen also im Spielverlauf 36 Quadratkilometer zur Verfügung! Doch wir fangen ja gerade erst an.

    Der Beginn einer Stadt beginnt irgendwie gewohnt. Doch wer bereits am Anfang zu viel Geld ausgibt, hat schnell Probleme.

    Upsa! Der Staudamm sorgt nicht nur optisch für eine Überschwemmung: überflutete Gebäude funktionieren nicht mehr. Augen auf beim Dammbau!


    Strich für Strich zum Meisterwerk


    Beginnt man mit dem Straßenbau, wird klar: Das ist kein SimCity. Das Straßentool verhält sich deutlich anders als im Konkurrenztitel von 2013. Einbahnstraßen, Autobahnen, breite Alleen, Auffahrten... hier kann man sich richtig austoben! Doch aufgepasst, wer schnell zu viel verlegt, muss auch dafür zahlen: Das Mikromanagement ist gerade am Anfang kritisch, und wer einmal ins Miese rutscht und den Kredit annimmt, die einem die Bank "liebenswürdigerweise" anbietet, kann keine Erfolge mehr freischalten. Auch an Strom und Wasser muss man denken, die Stromtrasse verlegen, die Wasserrohre ebenso.. wer das vergisst, landet schnell im Aus. Nach meiner vierten oder fünften Karte lief es dann doch endlich mal rund und die Einnahmen stiegen. Gebietsausweisung für Gewerbe, Wohnungen, Büros und Industrie geschieht über drei Systeme: Flächenfüller, Raster oder Wischpinsel (in zwei Größen). Sind die Gebiete ausgewiesen und die Bedürfnisse an Strom und Wasser erfüllt, sprießen die ersten Gebäude - und die Sims wollen versorgt werden.


    Aus großer Macht folgt große Verantwortung


    Je mehr Bevölkerung man hat, desto mehr Meilensteine schaltet man frei - und damit auch immer mehr Versorgungsgebäude. Nach und nach fordern die Cims also Müllentsorgung, Schulen, Feuerwehren, Polizei... Jedes dieser Gebäude hat seinen Wirkungsradius, man muss also auch mitplanen. Breite Straßen sorgen hier auch für eine größere Abdeckung - wer also erst spät ein gutes Verkehrsnetz einplant, hat anfangs echt Sorgen. Und je größer die Stadt wird, desto mehr wollen die Bürger bewegt werden - Verkehrsprobleme können die Stadt schnell zum Kollaps führen. Mikromanagement wird immer wichtiger, wenn man das große Geld scheffeln will.

    Verkehrschaos an der breiten Hauptstraße. Es gibt keine Rush Hour, der Verkehr wird einfach ständig simuliert. Gute Planung ist wichtig!


    Schaffe, Schaffe, Industrie baue


    Wie in SimCity gibt es in Cities: Skylines auch Bodenschätze, um die sich der wohlmeinende Bürgermeister kümmern darf. Neben Erz und Öl gibt es zusätzlich Landwirtschaft und Forstwirtschaft - beides Industrien, die keine Bodenverschmutzung erzeugen und sich auch nicht aufbrauchen. Ja, richtig gehört: Wie in SimCity werden Bodenressourcen nach und nach ausgewirtschaftet - entsprechend muss der Blick des fürsorglichen Bürgermeisters ab und zu auf die Ressourcenkarte wandern, um keinen Fehler zu machen. Die industrielle Kette ist hier aber deutlich simpler: Die Spielengine baut selbst - wenn der entsprechende Distrikt ausgewiesen ist - die passenden Industriegebäude auf und wirtschaftet. Der Bürgermeister sieht nur die steigenden Einnahmen. Aber das reicht uns ja auch. :)


    Was? Wieso Lärm? Ich hör doch gar nix!


    Autobahn, Schnellstraßen, dichter Verkehr, Züge... all der Lärm! Dabei haben auch die Cims ein empfindliches Gehör und bestrafen den Bürgermeister schnell mit niedrigen Grundstückswerten, niedriger Zufriedenheit und letztlich sogar mit Auszug. Wer also eine gut florierende Stadt haben will, sollte auch einen grünen Daumen haben: Straßen mit Bäumen lindern ein wenig den Lärm, Abstände zu Autobahnen sorgen dafür, dass den Einwohnern nicht die Ohren platzen - und auch die Entfernung des nächsten Shoppingzentrums ist eine Wohltat für den Ohrwurm. Apropos Ohrwurm: Die Musik- und Geräuschuntermalung bietet nichts neues, geht einem aber auch nach Stunden nicht auf den Keks. Zumindest mir, da scheiden sich ja bekanntlich die Geister.


    Darf es ein bisschen mehr sein?


    Bei all dem Lobgesang fallen dennoch ein paar Sachen auf. Das Straßentool erfordert schon ein wenig Einarbeitung, leider sind kastenförmige Straßensysteme effektiver als kurvige, wenn man die optimale Flächenausnutzung erreichen will. Dazu fehlt natürlich ein Multiplayer-Modus - eigentlich ein Muss in der heutigen Zeit, die Gamingszene lebt davon, dass man sich vernetzt und austauscht. Auch fehlt die Möglichkeit, Gebäude durch Module zu erweitern, wie man das seit SimCity 2013 kennt. Davon ab erscheint das Spiel relativ bugfrei - fast schon ein Novum in der Spieleindustrie.


    Fazit? Wat, wer sind Sie denn?


    Was soll man sagen? Das Spiel hält, was es versprochen hat: Ein besseres, tieferes SimCity mit einer Spieltiefe, wie ich sie mir versprochen habe. Die Mankos, wenn ich welche sehe, sind die geringe Grafikauflösung (in nahem Zoom, den ich kaum nutze) und der doch fehlende Wusel-Faktor, der bei SimCity rüber kam. Darauf kann ich aber verzichten, wenn ich mich stundenlang mit Straßenbau, Mikromanagement, Gebietsausweisung, Design von Autobahnen, Kreuzungen, Alleen, Parks... kurzum, mit allem möglichen beschäftigen kann. Und wenn mir dann langweilig wird, kann ich meine eigenen Städte entwerfen, per Mod die Kartengröße auf 25 erhöhen (siehe Gesamte Kartengröße nutzen (All Spaces Unlockable)) oder einfach mal ein paar Gebäude bearbeiten und integrieren. Ich habe die Macht. Ich bin der Bürgermeister. Die Welt wird mir gehören. Zumindest 36-100 Quadratmeter davon.


    Wolfsmond
    für Spielerheim.de und csf.spielerheim.de

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