Ich bin mir nicht so sicher, ob noch eine große für CS2 Wende erfolgen wird, denn es hat sich im game design etwas entscheidendes zu CS1 geändert.
Mir ist es auch einmal über Nacht klar geworden, allerdings Wochen vor Biffa in seinem oben verlinkten Video.
Ich habe dazu eine ausführliche Analyse geschrieben, die hier aber noch nicht gepostet, weil die übergroße Mehrheit hier im Forum so etwas nicht lesen will.
Um was es im Kern geht, beschreibe ich heute hier einmal im übertragenen Sinne wie folgt:
Digital Revolutions veröffentlichen neues Formel1-Rennspiel
Viele haben es vielleicht noch gar nicht mitbekommen, aber Digital Revolutions haben nach 8-jähriger Entwicklungszeit vor einigen Monaten ihren neues Rennspiel als Spiel der next-generation-classes veröffentlicht.
Die bahnbrechende Neuheit ist die vollautomatische Simulation des Fahrverhaltens des Rennwagens, eine Leistung auf die die Entwickler zu Recht stolz sein können. Leider haben sich die Entwickler nicht getraut, dieses Feature bewusst zu bewerben bzw. die potentiellen Spieler haben den dezenten Hinweis in der Werbung, dem Rennen doch einfach zuzuschauen, nicht genügend Beachtung geschenkt. Wer kauft sich schon für 50-90€ ein Computerspiel, um der KI beim Spielen zuzusehen?
Dem Spieler bleibt es überlassen, den Verlauf der Rennstrecke auf den vorgegebenen Landschaftskarten zu bestimmen, wobei er, egal wohin er baut, stets aufwendig vorher per Hand das Baufeld planieren muss. Der Straßenbau dafür ist vorbildlich, sogar sehr elegant, gelöst. Der Spieler darf die Strecke ringsum frei dekorieren, allerdings hat ihm Digital Revolutions dafür nur ausgefranste Pinsel, 3 matschige Farben und kaum weitere Dekoelemente zur Verfügung gestellt (sollen nachgeliefert werden).
Der Spieler darf bestimmen, ob auf der selbst erstellten Rennstrecke links- oder rechtsherum gefahren werden darf. Der Spieler steuert, ob der Rennwagen mehr links oder rechtsseitig auf der Rennstrecke fährt oder ob er ein anderes Rennauto überholen soll. Um den Spieler vor negativen Spielerlebnissen zu schützen, hat der Hersteller die Steuerungsmöglichkeiten des Rennwagens sehr beschränkt. So ist es nicht möglich, die Rennstrecke zu verlassen, den Motor abzuwürgen, einen Gegner oder Hindernisse zu touchieren oder selbst touchiert zu werden oder das sich der eigene Rennwagen auf der Rennstrecke dreht oder quer stellt, egal was der Spieler auch an Befehlen eingibt. Die KI dagegen steuert die Fahrgeschwindigkeit, den eingelegten Gang und das Ausweichverhalten. Aus diesem Grund gibt es auch gar keinen Gangschalter, kein Bremspedal oder viele der üblichen Anzeigen im Cockpit fehlen, allerdings ein Gaspedal. Steuert der Spieler dieses aber zu effektiv, so verringert die KI die abrufbare Höchst- auf Normalgeschwindigkeit. Um dem KI-Spiel einen realistischen Touch zu geben, wurden dafür absichtlich Elemente der Zufallsteuerung durch die KI eingebaut. So bremst die KI mal den Motor spontan ab oder beschleunigt, fährt Umwege oder lässt sich absichtlich überholen.
Eine direkte und volle Steuerung des Rennwagens durch den menschlichen Spieler lehnen die Spielentwickler im Sinne des selbst gesteckten game design Zieles ab.
Nun beschweren sich viele Käufer des Spieles, dass es gar kein richtiges Formel1-Rennspiel sei, sondern nur ein Formel1-Rennstreckenmaler mit beschränkten Malwerkzeugen und einer noch recht hohen technischen Fehleranzahl und einer benötigten Hardware der wortwörtlich next generation.
Welches Spielkonzept (=game design) wird sich in Zukunft durchsetzen?
Erleben wir bald den ersten Ego-Shooter, wo der Held KI-gesteuert durch die Landschaft läuft, selbstständig feuert, sich selbständig duckt und springt und der Spieler nur noch bestimmt, ob links oder rechts am Hindernis vorbei gelaufen werden soll? Wobei auch das keine wirkliche Rolle spielen wird, da dank unendlicher Lebensenergie stets der Endgegner erreicht wird.
Ich hoffe nicht.
Es geht dabei um eine Grundsatzfrage des Computerspieltechnikdesigns