GameStar Test: ANNO 1800 DLC "Reiche Ernte".

Anno 1800: Reiche Ernte – Ein guter DLC, aber noch kein Kaufargument für den Season Pass 2

Reiche Ernte macht das Endgame von Anno 1800 noch spannender und interessanter, verstärkt im Test aber auch das große Problem von Annos Season-Pass-Prinzip.



Wer in Anno 1800 die "Reiche Ernte" einfahren möchte, muss seine Farmen mit Traktormodulen ausstatten und in der Nähe einen Tankhof platzieren, der wiederum einen Eisenbahnanschluss benötigt. Eine angemessen anspruchsvolle Herausforderung fürs Endgame.


Der zweite DLC war der große Schwachpunkt des ersten Season Passes von Anno 1800. Im Test von Anno 1800: Botanika kritisierten wir vor allem, dass er sich nur an geduldige und sammelfreudige Spieler richtet.

Und wie steht es um DLC 2 von Season Pass 2, den Ubisoft im Vorfeld bereits als kleinste Erweiterung angekündigt hat? Die gute Nachricht: Anno 1800: Reiche Ernte lohnt sich prinzipiell für jeden Anno-Spieler! Die schlechte Nachricht: Es ist trotzdem zu wenig.

Was sind die Stärken von Reiche Ernte?


Anders als Gesunkene Schätze (Großstadt-Bauer) oder Botanika (Item-Sammler) richtet sich Reiche Ernte nicht an einen bestimmten Spielertpyen, sondern liefert Verbesserungen, die tatsächlich jede Endlospartie bereichern:

Logik und Atmosphäre: Die Umsetzung der industriellen Revolution ist eine der großen Stärken von Anno 1800. Allerdings lief sie bis dato komplett an der Landwirtschaft vorbei, selbst auf der höchsten Zivlisationsstufe wurde noch per Hand auf den Feldern geschuftet. Reiche Ernte macht Schluss damit und liefert euch ab 500 Ingenieuren (Zivilisationsstufe 4) den Segen von benzinbetriebenen Landmaschinen. Die detailreich animierten Traktoren sehen nicht nur klasse aus, sondern lassen euer industrielles Inselreich auch eine ganze Ecke glaubwürdiger wirken.

Eine interessante Aufbau-Herausforderung: Die Trecker sind kein simples Upgrade, sondern wollen aufbaustrategisch hart erarbeitet werden. Denn um ihre Treibstoffversorgung der Maschinen sicherzustellen, benötigen die jeweiligen Farmen nicht nur ein Traktormodul sondern auch einen Tankhof in der Nähe, den ihr wiederum ans Schienennetz eurer Eisenbahn anschließen müsst. Das Tüfteln an idealen Platzierungen und Routen macht eine Menge Laune und dürfte auch erfahrene Aufbaustrategen angenehm zum Grübeln bringen.


Eine motivierende Endgame-Belohnung:


Und wozu der ganze Aufriss? Mit Traktoren betriebene Farmen können 50% mehr Felder bewirtschaften (umplanen!) und steigern so ihre Produktivität auf bis zu 300%.

Das Plus an Korn geht außerdem nicht mehr nur in die Brot- und Bierproduktion, sondern kann dank der neuen Silo-Module auch an Tiere verfüttert werden. Wer ein entsprechendes Modul an Schweine-, Rinder- oder Schaffarm andockt und die Versorgung mit Korn sicherstellt, erhöht die Produktion des jeweiligen Gebäudes auf satte 200%. Trecker und Silos funktionieren dabei nicht nur in der Alten Welt, sondern auch in der Neuen - etwa auf Tabak- oder Kakaoplantagen


Der motivierende Effekt:

Durch die erzielbaren Produktionssteigerungen von Reiche Ernte bekommt ihr plötzlich wieder Platz auf zuvor noch völlig zugebauten Inseln! Damit fügen sich die neuen Gebäude und Möglichkeiten tatsächlich derart natürlich und motivierend in eine Anno-Partie ein, dass wir sie nicht mehr missen wollen.

Wo liegen die Schwächen von Reiche Ernte?

In Sachen Spielmechanik macht Reiche Ernte ähnlich viel richtig wie der Vorgänger Paläste der Macht. Aber der DLC hat auch mit ähnlichen Problemen zu kämpfen:

Die Inszenierung: Ja, immerhin gibt es anders als in Paläste der Macht zwei Quest-Ketten, die euch in Sachen Trecker und Silos ein wenig an die Hand nehmen. Und ja, ihr bekommt auch ein paar anerkennende Kommentare der Computergegner zu hören. Was allerdings auch daran liegen könnte, dass sie zumindest in unseren Testpartien selbst keinerlei Landwirtschafts-Technologien einsetzten.

Die zusätzlichen Quest-Ketten haben außerdem bestenfalls Tutorial-Charakter und wirken arg mechanisch. Gezielte Modernisierung der eigenen Betriebe, Versorgung einer Großstadt, anspruchsvolle Lieferaufträge der Königin - hier wäre so viel mehr drin gewesen.


Hoher Fummel-Faktor:


Wer seine Landwirtschaft modernisieren möchte kommt um eines nicht herum: viel Neu- und Umplanen. Ähnlich wie die Einführung der Eisenbahn zwingen euch Trecker und Silos dazu, ganze Inseln komplett umzugestalten. Das gilt auch, wenn ihr eine neue Endlospartie startet, da ihr die Traktoren erst kurz vor dem Endgame überhaupt freischaltet. Uns hat das Tüfteln wie erwähnt viel Spaß gemacht. Wer allerdings seine Siedlungen am liebsten nur einmal bauen und dann in Ruhe lassen möchte, den könnte das notwendige und ausgiebige Umsetzen von Gebäuden und Feldern durchaus nerven.

Der Umfang: Reiche Ernte wird seinem Namen kaum gerecht, denn die Ernte in Sachen Umfang fällt ausgesprochen spärlich aus. Mit dem Tankhof gibt's gerade mal ein einziges neues, optisch unspektakuläres Gebäude, dazu kommen noch die Trecker- und Silo-Module für die Farmen sowie 30 zusätzliche Ornamente für die Schönbauerfraktion.

Unser Fazit (GameStar)

Anno 1800: Reiche Ernte ist eine ähnlich zweischneidige Sense wie Paläste der Macht, der erste DLC des Season Pass 2. Auf der einen Seite setzt es seine Grundidee deutlich konsequenter und spielerisch interessanter um, als es dies bei den Season Pass 1 DLCs Gesunkene Schätze und Botanika der Fall war. Die neuen Landmaschinen fügen sich prima ins Anno-Aufbaumosaik ein und erweitern es um eine spielerisch ebenso fordernde wie interessante Komponente.



Auf der anderen Seite liefert Reiche Ernte eindeutig zu wenig Inhalte, um den doch recht stolzen Einzelpreis von 7 Euro zu rechtfertigen. Falls (!) allerdings der letzte DLC "Land der Löwen" in Sachen Umfang und Qualität ein ähnliches Niveau erreicht wie Die Passage, passt der Gegenwert angesichts von rund 25 Euro für den Season Pass 2 wieder. Gewährt ihr Ubisoft Mainz diesen Vertrauensvorschuss? Diese Frage könnt nur ihr selbst beantworten.(Quelle: GameStar.de)


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