SimCity war für mich immer der Inbegriff von Experimentierfreudigkeit, von Forscherlust und Kreativität.
Was passiert wenn?... Probieren wirs doch einfach mal aus!
Ich erinnere mich besonders bei Sim City 3000 (welches ich auch heut noch spiele) mehr Zeit in den Foren beim Fachsimpeln verbracht zu haben als im eigentlichen Spiel. Mich faszinierte, dass manche Nutzer Monate (!!!) in die Planung einer Stadt investierten noch ehe sie überhaupt das Spiel starteten. Für mich ist das ein Zeichen, dass ein Spiel anspruchsvollen Tiefgang bietet (was ich von einem SimCity erwarte).
Als ich nun dieses Sim City zum ersten mal gestartet habe, bin ich gleich der Versuchung erlegen mal wieder in den Foren zu stöbern, doch zu meinem grossen Entsetzen musste ich feststellen, dass auch Tage nach Veröffentlichung des Spiels nur eine relativ dünne Wissensbasis vorhanden war. War dies möglicherweise auf die Serverprobleme zurückzuführen? War das Spiel mitlerweile dermassen vercasualisiert worden, dass die Leute einfach das Spiel spielten, ohne sich Gedanken zu machen? Hatte das Spiel am Ende gar schlicht und einfach keine richtige Komplexität mehr zu bieten?
Ich bin der Sache etwas auf den Grund gegangen und habe folgende Faktoren isolieren können:
- In Sim City ist alles uuuunglaublich teuer geworden
DIes führt nicht zu mehr Tiefgang, es führt einfach nur dazu, dass wir weniger ausprobieren und länger untätig vor dem Bildschirm hängen, ehe wir endlich ein erwünschtes Gebäude plazieren können. (Den grossteil meiner Spielzeit verwende ich dazu Silmans 'How to reassess your chess' zu lesen um gelegentlich meinen Kontostand am Bildschirm zu prüfen).
- Es gibt keine selbstverwalteten Speicherstände mehr
Wenn was in die Hose geht, dann musst du damit klar kommen. Auf den ersten Blick eine grossartige Sache (gerade wenn man Bedenkt, dass Katastrophen nun nicht mehr abgeschaltet werden können, es sei denn, man spiele im Sandbox- Modus), so wird jeder Spieler hin und wieder mit aussergewöhnlichen Situationen konfrontiert, die zu meistern er lernen muss. In Wirklichkeit aber bewirkt dies allerdings nur, dass wir uns noch weniger auf Experimente einlassen und noch mehr Zeit am Bildschirm verbringen müssen. (Katastrophen erfordern meiner Meinung nach kein geschicktes Handeln, sie können einfach 'ausgesessen' werden - dauert zwar ne Weile, aber ich hab ja mein Buch :D)
Sim City versucht über diese Tatsachen hinwegzutäuschen in dem es den User permanent Stresst (überfüllte Busse, überfüllte Klassenzimmer, zu wenig Wasser, zu viel Müll, zu viel Kriminalität usw.). Wenn man permanent darauf reagieren möchte wird man anfangs das Gefühl haben, ein wirklich komplexes und forderndes Spiel vor sich zu haben. Letzten Endes wird man dann aber feststellen, dass man das meiste davon einfach ignorieren kann, bei Geldmangel einfach die 3 wichtigsten im Auge behält (Strom, Wasser, Müll) und die Sache wie alles andere auch - aussitzt.
Insgesamt bin ich sehr enttäuscht und hab mich schon beinah gewundert, dass EA bei solch zähem Spielfluss nicht einen Echtgeldshop eingebaut hat, in dem man sich zur Not Simoleons kaufen kann (aber das kann ja noch kommen).