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Avatar: Frontiers of Pandora im Test - Das ist Ubisofts schönste und beste Open World seit Jahren
Avatar: Frontiers of Pandora begeistert im Test mit seinen offenen Naturlandschaften - enttäuscht aber mit einer seichten Geschichte.
06.12.2023 | 12:01 Uhr
Seitdem ich im Jahr 2009 Avatar - Aufbruch nach Pandora im Kino gesehen habe, lässt mich eine Frage nicht mehr los: Betreiben Na’vi eigentlich ausführlich Zopfhygiene oder reinigt sich dieser neuronale Knoten gar von selbst? Es wird euch überraschen zu hören, dass auch Ubisofts neuer Open-World-Blockbuster Avatar: Frontiers of Pandora diese drängende Frage nicht beantwortet.
Aber immerhin hat das Action-Adventure jetzt dafür gesorgt, dass ich mir stattdessen eine ganz andere Frage stelle: Ist es nun gut, wenn ein Spiel mit Filmvorlage dem Original in erschreckend vielen Bereichen enorm ähnelt, oder eher eine verpasste Gelegenheit?
Avatar: Frontiers of Pandora – First Look Trailer:
Für mich ist es erstaunlich, wie sehr Ubisofts neues Projekt seiner Filmvorlage gleicht - im Guten wie im Schlechten. Wie im Kino erwartet euch in diesem Spiel ein bildgewaltiges Spektakel, das euch womöglich ein paar Momente in andächtiges Schweigen verfallen lässt. Gleichzeitig werdet ihr nach dem Abspann ein wenig ratlos vor eurem PC sitzen und euch fragen, ob diese wundervolle Welt nicht eine bessere Geschichte verdient gehabt hätte.
Eben genau so, wie es vielen Menschen da draußen wohl auch nach dem Besuch eines Avatar-Filmes im Kino ergangen ist. Zumindest, wenn besagte Menschen so ticken wie ich.
Eine Sache hat das Avatar-Spiel den Filmen allerdings schon jetzt voraus: Ihr könnt es spielen! Und damit den fremdartigen Mond namens Pandora selbstständig erkunden. Eine nicht zu unterschätzende Stärke, die Pandora für mich zu einem deutlich spannenderen Schauplatz ausbaut, als das James Cameron bislang gelungen ist.
Unter anderem auch, da in Wahrheit sogar noch eine zweite Frage die Na’vi-Zöpfe zunehmend aus meinem Kopf verdrängte: Kommt diese offene Spielwelt vor mir wirklich von den Erfindern der Ubisoft-Formel?
Avatar: Frontiers of Pandora – Offizieller Weltpremiere-Trailer | Ubisoft Forward:
Pandora sieht einfach gigantisch gut aus und besteht tatsächlich aus deutlich mehr Bereichen als dichtem Dschungel voller violetter Farne und explodierender Blasen. Die gesamte Welt ist in insgesamt drei riesige Biome unterteilt, von denen jedes einzelne seinen ganz eigenen Reiz versprüht.
Mal schlittere ich dank des erstaunlich eingängigen Bewegungs-Systems wie Tarzan barfüßig über moosbewachsene Baumstämme, dann galoppiert mein Na’vi auf dem Rücken seines Schreckenspferds über eine weitläufige und von tosendem Wind gepeitschte Prärie und schließlich verirre ich mich zwischen urzeitlichen Nadelbaumriesen. Pandora zu erkunden ist der mit Abstand größte Unterhaltungsfaktor und fühlt sich dabei derart natürlich und immersiv an, dass ich mich beizeiten komplett in dieser Welt verloren habe.
Unter anderem auch, da jedes der drei Biome nochmal in eine Handvoll kleinere Biome unterteilt wurde. Der Dschungel zu Beginn kann also sowohl Regenwald als auch Sumpfgebiete aufweisen. Die Prärie bietet offene Grasflächen und Blutblattwälder. Das verleiht der Welt eine unglaubliche Authentizität, die ich einer derart alienhaften Welt nicht zugetraut hätte.
Hat Ubisoft Erkundung endlich verstanden?
Dass Pandora einen derart wundervollen Anblick bietet und mich regelmäßig mit Ausblicken belohnt, bei denen mir der Mund offen stehen bleibt, macht das Erkunden für sich genommen bereits zur Wonne. Die Glaubwürdigkeit spielt ebenfalls eine große Rolle. Ihr solltet aber nicht unterschätzen, wie geschickt Ubisoft hier zusätzlich über sein Design dafür sorgt, dass ihr euch auf Pandora alles ganz genau ansehen wollt.
Denn Avatar: Frontiers of Pandora gängelt euch zu keinem Augenblick mit nervigen Wegweisern oder Fragezeichen. Wer will, kann sogar komplett auf Questmarker verzichten und würde damit trotzdem zurechtkommen! In Avatar liefert eine Aufgabe immerhin stets auch eine Wegbeschreibung mit, die euch beim Suchen nach eurem Ziel unterstützt.
Beispielsweise bekommt ihr dann den Hinweis, dass eine gesuchte Person sich auf einer Klippe im Osten eines bestimmten Lagers aufhält. Nachteil: Selten wird das zu durchkämmende Gebiet dadurch präzise eingegrenzt. Manchmal ist auch von geografischen Orten die Rede, die ich auf meiner Weltkarte noch gar nicht enthüllt habe. Da steht dann etwas wie »nördlich des Fädelflusses«; wo besagter Fluss aber eigentlich ist, weiß ich erst, wenn ich ihn zuvor entdeckt habe.
Wer also auf Questmarkierungen verzichtet, sollte ganz besonders großen Spaß am selbständigen Erkunden und Suchen mitbringen, damit werdet ihr nämlich lange beschäftigt sein. Es zeigt aber, dass Ubisoft davon ausgeht, dass die Leute Spaß daran haben und gibt euch zumindest entsprechende Mechaniken an die Hand, um diese Art des Spielens zu unterstützen. Anders als etwa bei Assassin's Creed: Valhalla, bei dem ich Symbole zwar ausschalten konnte, dann aber auch komplett führerlos war.
In Avatar kann ich mein Ziel selbst mit Markierungen nur dann vor mir sehen, wenn ich die Na’vi-Sinne aktiviere, mit denen ich etwa auch Gerüche wahrnehme oder interaktive Objekte hervorgehoben bekomme. Dadurch gibt es nahezu keine Ablenkungen, die euch aus der Immersion reißen könnten: Keine Kompass-Symbole, keine ungefragt aufploppenden Hinweisschilder. Ich kann diese Welt einfach genießen und werde dazu ermutigt, die Umgebung ganz genau ins Auge zu fassen.