Frag Richard: Origins Ende

  • Gerade genug Strick zum Erhängen


    09.07.2013 | Autor: André


    Krawall-Connaisseure erinnern sich vermutlich noch an unsere famose Artikelreihe "Frag Randy" aus dem letzten Jahr. Weil wir euch nicht immer und in allen Facetten die Welt erklären können wollen, baten wir damals Gearbox-Chef Randy Pitchford zu einer Reihe von interessanten Fragen aus der Welt der Computerspiele Stellung zu nehmen. Wegen des großen Anklangs der Reihe, haben wir natürlich sofort unser Fähnchen in den Wind gehängt und uns um eine Fortsetzung bemüht, die wir heute mit dem ersten von drei wundervollen Artikeln einweihen wollen! In "Frag Richard" erzählt uns diesmal Sir Richard Garriott seine Meinung zu aktuellen Fragestellungen und historischen Tatsachen. Den Einstieg machen wir mit einer ähnlichen Frage, wie wir sie damals Randy Pitchford gestellt haben: Wie böse sind sie wirklich, die Publisher?


    Andre: Man hört immer wieder, Publisher hätten die Angewohnheit, Entwickler zur Veröffentlichung von Spielen zu zwingen, die dafür noch nicht reif sind. Oder sie üben sogar Druck auf den Entwickler aus, Features in ein Spiel einzubauen, die vielleicht der Marktforschung gut gefallen, aber nicht in das Spiel passen. Ist das ein Vorurteil oder die Wahrheit?
    Richard Garriott: Ich glaube, es ist die Wahrheit. Wenn ich mir anschaue, mit welchen Spielen ich als Entwickler am glücklichsten war, dann sind das exakt die Titel, die auch finanziell am erfolgreichsten waren.



    Ultima IV kann man sich kostenlos auf GOG.com herunterladen.
    Und ich glaube nicht, dass wir da über eine Henne-Ei-Problematik reden, denn ich war auch schon vor Veröffentlichung mit diesen Spielen am zufriedensten. "Ultima IV", "Ultima VII" und "Ultima Online" "“ diese Spiele habe ich schon lange vor Veröffentlichung geliebt.
    Meine Geschäftspartner und Publisher haben diese Spiele umgekehrt alle gehasst "“ bis sie dann auf den Markt kamen und wahnsinnig viel Geld einbrachten. Hätte ich bei all diesen drei Spielen auf das gehört, was die Leute sagten, die mein Gehalt bezahlten, wäre das für mich und diese Spiele eine Katastrophe gewesen. Was man daraus nicht ableiten sollte, ist jedoch, dass Publisher nie recht haben. Bei EA und Konsorten arbeiten keine Idioten. Diese Menschen haben genauso über viele Jahre ihre eigenen Erfahrungen gesammelt, wie du und ich. Nehmen wir "Ultima VIII". Da habe ich mich seinerzeit von EA überzeugen lassen, das Spiel zu früh auf den Markt zu bringen, weil man dort Stein und Bein schwor, der Titel müsse es noch ins Weihnachtsgeschäft schaffen.



    Richard Garriott im Jahr 2005 auf der E3. Damals war er im Interview zu 'Tabula Rasa' noch guter Dinge.
    Das haben die aber nicht gemacht, weil ich ihnen zu viel Geld verbrannt habe oder sowas, sondern weil sie überzeugt waren, dass sei das Beste für das Spiel. EA, das muss man verstehen, war damals noch mehr als heute von der Entwicklung der Sportspiele bestimmt. Die entwickeln dort in einer Tour die technische Grundlage dieser Spiele weiter "“ ohne Unterlass, Jahr um Jahr "“, und am Ende des Jahres bringen sie dann die bestmögliche Fortsetzung von "Madden" und Konsorten. Das ist ein bewährtes Prinzip: Ihre Engine ist dadurch fast immer die modernste im Genre, die Daten bleiben aktuell, die Spielmechanik entwickelt sich weiter. Aber es ist nun mal auch immer ein Football-Spiel. Sie bauen immer wieder auf der vorhandenen Technik auf. Bei einem Rollenspiel funktioniert das nicht. Wenn du ein neues Rollenspiel entwickelst, fängst du bei Null an. Das galt für mich ganz besonders, denn mein Modus damals war, dass ich jedes neue Spiel komplett neu entwarf. Bevor also nicht eine immense Vorarbeit geleistet war, erkennt man nicht mal, dass es sich um ein Rollenspiel handelt, weil all die Elemente, die es zum Rollenspiel machen, noch nicht existieren oder nicht zusammenarbeiten. Wenn man ein solches Spiel zu früh veröffentlicht, dann ist das verheerend. Dann funktioniert es einfach nicht, weil genau diese Harmonie unter verschiedenen Spielbestandteilen, die ein Rollenspiel ausmachen, noch nicht existiert. Aber aus EAs Sicht tat man das Richtige und drängte darauf, dass wir das Spiel zu Weihnachten herausbringen.


    Viel eher hätte ich mich damals völlig weigern sollen. Ich habe natürlich Widerstand geleistet und gesagt: "Leute, das ist Irrsinn. Wenn wir das Spiel jetzt herausbringen, müssen wir riesige Teile davon weglassen. Die Stoffkarte in der Packung wird dann nicht mal der tatsächlichen Spielwelt entsprechen!" Ich spürte von Anfang an, dass es eine dumme Idee war. Aber letztlich ließ ich mich überreden. Ich sagte: "Okay, dann machen wir das so!", und natürlich kommt mir das rückblickend furchtbar dämlich vor. Das ist vermutlich die miserabelste Entscheidung meiner ganzen Karriere. Aber EA dafür Vorwürfe zu machen, ist verkehrt. Den Schuh muss ich mir anziehen. Und die Lektion habe ich gelernt: Es gibt Momente, da musst du deinen Standpunkt verteidigen, komme, was da wolle. Auch wenn es bedeutet, dass sie dich am Ende vielleicht rausschmeißen. Es war für beide Parteien am Ende ein großer Fehler, und egal, wie unangenehm es am Ende gewesen wäre, mich zu verweigern, es wäre für beide Parteien das Beste gewesen.



    Überraschungserfolge wie 'Ultima Online' müssen oft gegen schweren Widerstand beim Publisher durchgesetzt werden.


    Andre: Das bringt mich zu einer der großen Legenden der Spielegeschichte. Bis heute hört man die Leute sagen: "EA hat Origin gekauft und zu Grunde gerichtet!" Mich würde interessieren, was du dazu zu sagen hast. War das wirklich so?
    Richard Garriott: Nun, der erste Teil ist richtig: EA hat definitiv Origin aufgekauft. *lacht* Und danach haben wir es gemeinsam vor die Wand gefahren. EA und Origin haben Origin zu Grunde gerichtet "“ und das lief so: Selbst ich habe EA immer mal wieder als das böse Imperium beschrieben. Je nach meiner Stimmung mit mehr oder weniger Ernst.
    Aber als EA damals Origin aufkaufte, war das vor allem deren Einstieg in das Geschäft mit PC-Spielen. Man war bereits sehr gut aufgestellt, was die Konsolen anging. Wir waren sehr erfolgreich mit unseren PC-Titeln: "Wing Commander", "Ultima", "Crusader" liefen alle sehr gut. EA sagte damals also zu uns: "Wir finden das super, was ihr macht. Arbeiten wir doch zusammen. Wir können die Größe eurer Studios verdoppeln, wir können eure Arbeit auf die nächste Stufe bringen." Genau, man hielt Wort. Als wir von EA gekauft wurden, waren wir um die 200 Leute, ein Jahr später waren wir 400.



    Garriott wollte eigentlich 'Wing Commander Online' entwickeln, aber EA dachte, ein MMO mit Abo-Modell funktioniere nur mit den Ultima-Fans.
    Wir konnten plötzlich doppelt so viele Projekte anstoßen wie vor dem Zusammenschluss. Das war theoretisch super. Aber die Leute, die an der Spitze der Hälfte dieser Projekte standen, waren nicht ich, nicht Chris Roberts, nicht mal die zweite Ebene an talentierten, jungen Spieldesignern unter uns, wie Warren Spector damals, sondern die gleichen Personen, die ein Jahr zuvor noch mit einem "Junior" im Titel herumgelaufen sind. Ein Jahr später ging es all diesen Projekten nicht mehr besonders gut. Noch ein paar Monate später mussten wir die Hälfte aller Projekte abschießen, die sich in Entwicklung befanden. Das bedeutete, dass wir zum ersten Mal in der Geschichte von Origin herbe Verluste einfuhren und große Einsparungen vornehmen mussten. Das war es dann, was für die Leute draußen so aussah, als würde EA das Studio, das man gerade erst gekauft hat, plötzlich zurechtstutzen. Aber im Grunde hatte EA nur seine Versprechen gehalten und uns damit den Strick gegeben, an dem wir uns selbst aufhängten.


    (Special) Frag Richard: Origins Ende - Gerade genug Strick zum Erhängen - Seite 1 - Krawall Gaming Network


    Ein ganz Intressanter Artikel.
    Hier kann man sich über EA und Origin auslassen :D

    Einmal editiert, zuletzt von AxZis ()

  • Das einzige, was mich an Origin wirklich ärgert sind die Preise. Ansonsten stört es mich nicht. Für mich als ehrlicher und sowieso immer online verbundener User ist auch der Onlinezwang kein Problem, solange die Server stabil sind.
    Und nun haut auf mich ein :lol:

  • Ich finde den Origin auch nicht schlecht.. Ich weiß garnicht, was alle gegen ihn haben ?? oO


    Wer immer nur das tut, was er bereits kann, wird auch immer nur das bleiben, was er bereits ist!

  • Naja zu Anfang hatte ich einige Ausraster was Origin betrifft: nach dem installieren SC5 konnte ich mich nicht anmelden und nicht spielen, oder dass plötzlich das Spiel einfach weg war und er sagte, dass der Code schon vergeben sei, was sie nach einigen Tagen allerdings lösten.
    Nun geht es wieder einigermaßen "im Moment" mal schauen was Origin in der nächsten Zeit noch für Überraschungen für mich bzw. uns bereit hält :D


    PS: spiele allerdings auch nur SC5 dort und die Preise sind meines Erachtens ganz ok, bis auf die, die SC festlegt mit den DLC's :/

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